Mülheim. . Die Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde, die an der Max-Halbach-Straße in Mülheim-Heimaterde eine Moschee errichten und betreiben möchten, informierten jetzt in der Begegnungsstätte des Klosters Saarn über ihr Vorhaben. „Wir wollen nicht im Keller beten und uns verstecken“, sagen sie.
Weil radikale Moslems vor der Haustür Europas Krieg führen, fällt es schwer, seine zukünftigen Nachbarn davon zu überzeugen, dass man mit ihnen friedlich zusammenleben und mit Extremisten nichts zu tun haben will. Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde, die an der Max-Halbach-Straße (Heimaterde) eine Moschee einrichten und betreiben möchten, können nicht alle Gäste eines Infotreffens im Saal der Begegnungsstätte des Klosters Saarn davon überzeugen. Darum wollen sie weitere Informationstreffen mit den Nachbarn vor Ort organisieren und um Verständnis für ihr Gotteshaus werben.
„Warum müssen Sie überhaupt in unsere Gegend ziehen? Gehen Sie doch mit Ihrer Moschee in ein Industriegebiet, wie andere Islamgemeinden das tun“, erwartet eine Rednerin. „Lassen Sie die beiden Minarette weg. Es gibt auch Moscheen ohne Türme. Kann die Stadt nichts dagegen tun?“, fragt eine Anliegerin. Eine dritte fürchtet „noch mehr Autos, die unsere Wohnstraßen verstopfen. Kommen alle zum Gebet, dann haben wir gar keine Parkplätze mehr.“ Weitere Fragen betreffen die Auslegung des Korans, die Unterdrückung von Frauen und den „heiligen Krieg“. „Warum brauchen Sie so viele Räume? Was passiert eigentlich in Ihrer Moschee?“, fragt ein weiterer Besucher.
Bauprojekt erklärt
Wie ein Sprechgesang im Gebet abläuft, erleben Besucher zu Beginn. Danach erläutern Abdullah Uwe Wagishauser, Bundesvorsitzender der Ahmadiyya-Gemeinde, und Mansoor Tariq, Sprecher der Mülheimer Gemeinde, das Bauprojekt und sie referieren über das Leben der Gemeindeangehörigen. „Wenn wir in Ihrem Land leben, achten wir dort auch die Gesetze. Wir wollen uns in Ihre Gesellschaft einbringen, mitmachen und uns nicht verstecken“, erklärt Wagishauser. „Wir möchten unsere Moschee in Ihrer Nachbarschaft betreiben, um in Ihrer Nähe zu sein. Wir wollen nicht im Keller beten.“
Nur wer keine Bildung habe, „rutscht ab in den Untergrund“
Parallelgesellschaften, wie sie andere Moslems in Europa eingerichtet haben, lehnten sie ab. „Wir schicken unsere Kinder auf deutsche Schulen und Universitäten, damit sie sich integrieren.“ Nur wer keine Bildung habe, „rutscht ab in den Untergrund“. Auf die Minarette möchte die Mülheimer Ahmadiyya-Gemeinde nicht verzichten. „Das ist das Erkennungszeichen unseres Gotteshauses, wie Kirchtürme bei den Christen“, vergleicht Wagishauser. Die geplanten Minarette seien eckig, nicht rund. „Wir reden noch einmal mit dem Architekten, ob es eine andere Lösung gibt“, verspricht Tariq. Parkprobleme sieht er auch kaum, „weil nie alle zum Gebet kommen“.
Als ein Zuhören ins Mikrofon ruft: „Wir brauchen Sie hier nicht, gehen Sie nach Hause“, greifen einige Besucher schnell ein. Bei einem kleinen Handgemenge wird der Mann aus dem Saal gebracht.
Baugenehmigung ist noch nicht erteilt
Für Jürgen Liebich, Leiter des Planungsamtes, stellt das Umbauvorhaben kein Problem dar. „Wir haben im Entwurf der Baugenehmigung, die noch nicht erteilt ist, alle Auflagen verankert: keine Gebetsrufe von den Minaretten, Moscheebetrieb von 6 bis 22 Uhr, maximal 115 Besucher im Haus. Dafür sind zwölf Stellplätze notwendig.“ Die Zuhörer raunen und lachen.
„Das Bundesbaugesetz schreibt vor: Auf zehn Kirchenbesucher kommt ein Parkplatz“, steckt Liebich den behördlichen Entscheidungsrahmen ab. Weil der „ehemaligen neuapostolischen Kirche auf der Heimaterde das Gotteshaus mit Zustimmung der (damaligen) Nachbarn so genehmigt“ worden sei und nun eine andere Gemeinde einziehen wolle, „kann die Stadt die Nutzungserlaubnis zum Beten und für Treffen nicht verweigern“. Dazu gehörten ebenso Minarette.
Für einige Anlieger passen die funktionslosen Türme nicht ins Ortsbild. Andere haben eher so ein Gefühl und fürchten die Wertminderung ihrer Häuser.