Mülheim..
Bünyamin Kirlak hatte am Donnerstag alle Hände voll zu tun. Am Tag der offenen Moschee begrüßte der Dialogbeauftragte der Fatih Moschee an der Sandstraße die Gäste persönlich, führte stündlich interessierte Nicht-Muslime durch die heiligen Hallen und erklärte Rituale und unbekannte Begrifflichkeiten, die mit dem islamischen Glauben verbunden sind.
„In erster Linie möchten wir zeigen, dass wir für die Außenwelt offen sind und uns nicht verstecken“, erklärt Bünyamin Kirlak, der ehrenamtlich den Job nach einer umfangreichen Ausbildung übernommen hat. „Nur so können wir Vorurteilen und Missverständnissen entgegenwirken.“
Tag der Moschee seit 1999
Bereits seit 1999 organisiert der Türkisch-Islamische Dachverband DITIB deutschlandweit traditionell am 3. Oktober den Tag der offenen Moschee.
Etwa 250 Besucher nutzten die Gelegenheit, das ehemalige Fabrikgebäude an der Sandstraße in ihrer neuen Funktion kennenzulernen. „Ich möchte einfach ein bisschen mehr über die Religion und die Gemeinde erfahren“, erklärt Kristina Siepmann. „Man hat ja nicht jeden Tag die Gelegenheit, eine Moschee von innen zu sehen.“
Champions-League in der Moschee
Was viele überrascht: Ziel und Zweck einer Moschee ist nicht nur das gemeinsame Gebet, sondern vielmehr das Gemeinschaftsgefühl. Und das unabhängig der Nationalität, der Religion oder der Kultur. Viele Christen sind vor allem auch in der Jugendarbeit aktiv. „Wir sind keine geschlossene Gesellschaft, hier ist jeder willkommen“, sagt Süleyman Baytekin vom Vorstand. „Viele bringen Freunde mit, erst gestern haben viele Fußballfans bei uns im Jugendbereich das Champions-League-Spiel verfolgt.“
Doch auch der Einblick in die intimeren Bereiche der islamischen Gemeinde war kein Tabu. Selbst bei der zeremoniellen Waschung und beim gemeinsamen Gebet wurden die Besucher nicht ausgeschlossen, durften teilhaben.
In zwei bis drei Jahren endlich fertig
Obwohl das Gebäude schon seit zehn Jahren für seine Zwecke umgebaut wird, irritierte es einige Besucher, dass es nach wie vor noch viele Baustellen gibt und selbst der Gebetsraum noch sehr provisorisch wirkt. Das hat in erster Linie finanzielle Gründe – Fördermittel von Land oder Bund gibt es nämlich nicht. „Die Kosten für den Umbau trägt unsere Gemeinde alleine“, so Süleyman Baytekin. „Über die Mitgliedsbeiträge und Spenden hoffen wir, dass wir in zwei bis drei Jahren endlich fertig sind.“
Nichtsdestotrotz war der Tag ein weiterer Erfolg der interkulturellen Woche. Als Abschluss war es den Vertretern aus Mülheimer Moscheen und Vereinen wichtig zu zeigen: „Bei uns kann jeder ein- und ausgehen, und wir sind auch ein wichtiger Bestandteil der Deutschen, der Mülheimer Kultur!“