Mülheim. Die Neuapostolische Kirche hat vor zwei Jahren ihr Gotteshaus an der Max-Halbach-Straße geschlossen und will es verkaufen. Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde würde es gerne als Moschee nutzen und hat eine Bauvoranfrage gestellt. Seit Jahren ist es in ihrem Provisorium am Hans-Böckler-Platz zu eng.
Seit zwei Jahren bietet die Neuapostolische Kirche ihr Gotteshaus an der Max-Halbach-Straße in der Heimaterde zum Verkauf an. Jetzt gibt es für das 255 Quadratmeter große Gebäude, das für 636.000 Euro angeboten wird und 1968 auf einem Hügel gegenüber des Rhein-Ruhr-Zentrums errichtet worden ist, einen ernsthaften Interessenten. Ein Gotteshaus soll es bleiben, nur würde es künftig von ganz anderen Gläubigen genutzt werden. Es soll eine Moschee werden mit zwei je zehn Meter hohen Minaretten, die als reines Symbol neben das Gebäude gestellt werden sollen, wie kürzlich in nichtöffentlicher Sitzung der Politik mitgeteilt wurde.
Die Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat will den Sakralbau erwerben. Die Gläubigen dieser Gemeinde stammen überwiegend aus Pakistan, wo sie verfolgt wurden, nachdem sie 1974 von der islamischen Weltliga in Mekka zu Nicht-Muslimen erklärt worden sind.
Geplant sind zwei Gebetsräume für 115 Personen sowie zwei Räume, die als Bibliothek und Büro genutzt werden könnten. Offiziell äußert sich von der Stadt oder der Politik dazu niemand. Aber nach den Erfahrungen in Styrum ist schon zweierlei klar. Das Augenmerk soll besonders auf den Verkehr und die Stellplatzfrage gerichtet werden, denn die Moschee wird auch von Gläubigen aus Essen, Oberhausen, Duisburg und Dinslaken genutzt. Gemeinsam mit der Gemeinde soll frühzeitig über das Bauvorhaben informiert werden, wozu allerdings keine Verpflichtung besteht Die bauordnungsrechtliche Prüfung der Bauvoranfrage ist noch nicht abgeschlossen. Davon hängt der Kauf letztlich ab.
„Wir wollen keine Hinterhofmoschee“
Auch diese Ahmadiyya Gemeinde sucht schon seit Jahren einen geeigneten Standort. Seit über zehn Jahren ist die Gemeinde auf der Suche nach geeigneten Gebetsräumen. Seit Jahren müssen sie mit einem Provisorium am Hans-Böckler-Platz zurechtkommen, wo sie auch schon häufiger umgezogen sind. Jetzt beten sie dort, wo sich früher einmal die Gaststätte Tenne befand.
„Wir wollen keine Hinterhofmoschee, wo man nicht weiß, was dort vor sich geht“, sagt Mansoor Tariq, Sprecher der Gemeinde. „Wir suchen ein offenes Haus, in dem jeder willkommen ist zu meditieren. Nichts pompöses, sondern etwas, was sich einfügt.“ Auch in Mülheim beteiligt sich die Gemeinde seit Jahren am Tag der offenen Moschee, der immer auf den 3. Oktober fällt.
Am SWB-Wohnturm befindet sich keine Tafel, die auf die Gemeinde hinweist, kein Wegweiser, nicht einmal auf dem Klingelknopf steht Ahmadiyya, nur auf dem Briefkasten ist ein kleiner Hinweis. „Der Vermieter und die Nachbarn wollen das so. Wir hätten gerne ein Hinweisschild“, sagt Tariq. Den Grund für die Ablehnung kennt er nicht. Dass sie angefragt haben, sei schon einige Jahre her.
Gemeinde umfasst 200 Gläubige
Freitags, kurz nach 13 Uhr. Vor einigen Tagen hat der Ramadan begonnen. In der Zeit der Enthaltsamkeit wird der Gebetsraum besonders intensiv besucht. Viele Frauen mit Kopftüchern kommen, mit Kindern an der Hand. Auffällig viele junge Männer, fast alle unter 40 Jahren. Am Ende werden es über 40 sein. Es wird so eng, dass einige in einen Nebenraum ausweichen müssen. Sie sind gut gekleidet, was für einen hohen sozialen Stand spricht.
„Bildung ist für uns sehr wichtig. Die meisten von uns machen Abitur und studieren dann“, sagt Tariq, der selbst Informatik studiert hat und jetzt für ein Dortmunder Unternehmen arbeitet. Die Frauen sind in einem Nachbarzimmer und hören die Predigt des Vorsitzenden Tahir Ahmed Shams Khan über eine Lautsprecherübertragung.
„Jihad“ steht auf einer Tafel. Gemeint ist kein Krieg mit Waffen, wie der 31-Jährige erklärt, sondern „der Kampf mit dem eigenen Ego, um die inneren Dämonen zu bändigen. Immer wieder wird denn auch von der Gemeinde Frieden und Liebe als wesentliche Werte beschworen.
Zu der Gemeinde zählen auch Gläubige aus Duisburg, Essen, Oberhausen und Dinslaken. Insgesamt sind es etwa 200, von denen etwa 60 aus Mülheim stammen. Vor zwei Jahren sind sie hier mit einer besonderen Aktion aufgefallen. Am Neujahrsmorgen haben sie an der gesamten Eppinghofer Straße als Dienst für die Allgemeinheit frühmorgens die Reste der Silvestersause entfernt, als alle anderen noch schliefen. Die dachten dann, die Heinzelmännchen wären da gewesen.