Mülheim. Im Gemeindezentrum der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Mülheim kamen jetzt Frauen und Mädchen zusammen, um über Frieden zu reden. Bei der Gelegenheit stellten sie Besuchern auch ihre Gemeinde vor - am Rednerpult standen zwei selbstbewusste Frauen, die Bildung und Religion lockern vereinbaren können.

Sie ist gerade 27 Jahre alt, hat aber schon viel erreicht: Fazia Ahmad Kahloon, die mit acht Jahren aus Pakistan nach Deutschland kam, ist studierte Informatikerin und hält in ihrer Firma regelmäßig Schulungen – vor allem vor Männern. „Wenn ich da mit dem Kopftuch stehe, muss ich eine Menge Klischees widerlegen“: die gegen das weibliche Geschlecht im Allgemeinen und die gegen ihre Religion im Besonderen. „Das reizt mich“, sagt Fazia Ahmad Kahloon und lächelt.

Die junge Mutter aus Essen trägt zwar Kopftuch und weite Kleidung, doch zurückhaltend ist sie nicht. Sie hat Botschaften, weiß, was sie kann. Das zeigt sich bei einem Auftritt im kleinen Gemeindezentrum der Ahmadiyya Muslim Gemeinde am Hans-Böckler-Platz. Wer sich nicht auskennt, vermutet hinter der unauffälligen Tür nahe des Eingangs keinen Gebetsraum, doch spätestens bei dem Schild „Bitte die Schuhe ausziehen“ wissen Besucher Bescheid. Die Frauenorganisation der muslimischen Gemeinde, die Lajna Imaillah, hat an diesem Abend eingeladen zu einer Dialogveranstaltung. Thema: Frauen für Frieden.

„Wir versuchen, den ursprünglichen Islam zu leben, zu lehren“

Mehr als 20 Frauen und Mädchen, mehrheitlich mit pakistanischen Wurzeln, sitzen auf weißen Plastikstühlen und hören zum Auftakt gesungene Verse aus dem Koran. Anschließend tragen Jugendliche ein Gedicht vor von Hadayatullah Hübsch, einem 2011 verstorbenen, deutschen Schriftsteller und Publizisten, der zum Islam konvertiert war. Titel: Islam heißt Frieden.

Fazia Ahmad Kahloon klärt auf über die Ahmadiyya Muslim Gemeinde, die 1889 in Indien gegründet worden ist. „Wir versuchen, den ursprünglichen Islam zu leben, zu lehren“, sagt sie; dabei gehe es wesentlich um Liebe und Menschlichkeit. Soziales Engagement sei selbstverständlich, etwa in Syrien, Afghanistan oder Afrika – „da sind wir auch noch aktiv, wenn die Medien längst wieder weg sind“.

Frieden innerhalb der Familie, aber auch außerhalb

Auch vor der eigenen Tür setze man sich ein, organisiere Blutspende- und Baumpflanzaktionen, unterstütze die Tafeln und säubere Straßen am Neujahrsmorgen. Außerdem pflege man den Dialog mit Christen und Juden, „damit wir gegenseitig erfahren, wie wir leben und was uns wichtig ist“.

Etwas wissen, sich Bildung aneignen: Das sei im Islam auch für Frauen wünschenswert, betont Nidda-Ul-Fateh Malik (25), Krankenschwester aus Mülheim. Sie spricht an diesem Abend über die Hinweise im Koran, aus denen sich der Auftrag für Frieden – und Bildung – ergibt. Frieden innerhalb der Familie, aber auch außerhalb. „Es ist schade, wenn eine Frau nur zu Hause bleibt – dann lernt sie ja auch nicht, was sie ihren Kindern beibringen kann.“