Mülheim-Eppinghofen. . Sie wollen Hilfe leisten für Kinder aus den Armenvierteln: Familie Vetter aus der Christus Gemeinde Mülheim (CGM) zieht für drei Jahre nach Kabwe. Miriam und Marcus Dieckmann - ebenfalls Mitglieder der freikirchlichen Gemeinde - arbeiten dort schon lange in Organisation und Projektentwicklung mit.

Kabwe in Sambia hat ungefähr so viele Einwohner wie Mülheim, ansonsten ist dort vieles völlig anders: das Klima, das soziale Gefälle, die Gesundheitsversorgung, das Essen, das Freizeitangebot, . . . Miriam und Marcus Dieckmann erleben das immer wieder, denn sie arbeiten seit 2011/2012 in einem Hilfsprojekt, das sich „Buyantanshi Christian Community School“ (BOCCS) nennt. Es ermöglicht rund 2500 sambischen Kindern den Schulbesuch – in sechs Schulen (1.-7. Schuljahr), die in den letzten 15 Jahren von engagierten Helfern in den Armenvierteln der Stadt aufgebaut wurden.

„Es gibt in Sambia unglaublich viele Aids-Waisen, aber auch Kinder aus armen Familien, die sich den Besuch einer staatlichen Schule nicht leisten können. Diese Mädchen und Jungen sollen eine Chance bekommen“, erklären die Dieckmanns. 120 einheimische und ausländische Mitarbeiter sind mit im Boot – Lehrer, Köchinnen, Sozialarbeiter, Reinigungskräfte. Das Projekt lebt von Spenden (vor allem aus freikirchlichen, aber auch anderen Gemeinden), es setzt zusätzlich auf Patenschaften. Zurzeit gibt es 480 Paten, die ein sambisches Kind unterstützen.

Mit dem Programm „Jonathan“ gelingt es, besonders begabte Jugendliche auch nach der Basisschule weiter zu fördern, sodass sie später einmal eine Art Abitur machen und studieren können (momentan sind es 16 junge Leute).

Viele Ideen nicht umsetzbar

Ein ganz neues Projekt haben die BOCCS-Leute gerade in Angriff genommen: „Wir möchten den Familien in den Armenvierteln einfache Fertigkeiten vermitteln wie etwa Handarbeit oder Schmuckproduktion“, berichtet Miriam Dieckmann. Langfristiges Ziel sei es, dass die sozial schwachen Familien irgendwann einmal selbst für ihren Unterhalt sorgen könnten – beispielsweise durch die Gründung einer eigenen kleinen Firma.

An dieser Entwicklungsarbeit werden künftig auch Martin und Joanna Vetter beteiligt sein, die am 21. Oktober – ebenso wie zuvor Miriam und Marcus Dieckmann – von der Christ Gemeinde Mülheim an der Ruhr nach Sambia entsandt werden. Martin Vetter, der bislang technischer Projektleiter bei Siemens war, soll in Kabwe weitere Projekte planen und unter anderem auch das Controlling und Fund Raising übernehmen. „Vielleicht gelingt es uns auch, eine Stiftung aufzubauen und Aktionen zu starten, mit denen wir in Sambia selber Geld verdienen können“, sagt er und denkt dabei zum Beispiel an eine Ziegenzucht. Der 32-Jährige, der vor rund 15 Jahren schon einmal als „Zivi“ bei BOCCS mitarbeitete, weiß aber auch: „Wir sollten nicht mit zu vielen deutschen Ideen in Kabwe ankommen, denn vieles wird dort gar nicht umsetzbar sein.“

Vorfreude statt Reisefieber

Mit einem Zweijährigen und einem Baby (6 Monate) als Entwicklungshelfer nach Zentralafrika ziehen – das würde nicht jeder tun. Joanna (27) und Martin Vetter (32) machen es. Die Amerikanerin, die 2010 als Au-Pair nach Mülheim kam, und ihr Mann, der nach dem Maschinenbaustudium bei Siemens anfing und als Ingenieur/Projektleiter dort bisher „einen Traum-Job hatte“, haben schon ihre Flitterwochen in Sambia verbracht. Nun wollen sie mit ihren Kindern für drei Jahre nach Kabwe gehe. Der 32-Jährige kann Elternzeit nehmen und erst 2017 wieder zu Siemens zurückkehren.

Nicht mit Reisefieber, sondern mit Vorfreude sehen die Vetters ihrem neuen Lebensabschnitt entgegen – auch wenn vieles anders sein wird (und ein Heimaturlaub nicht geplant ist). Ihr Glück: Volkswirtin Miriam (29) und Theologe Marcus (32) Dieckmann kennen sich vor Ort aus, können sie in die Arbeit bei BOCCS und in den internationalen Freundeskreis einführen. „Kino oder andere Kulturangebote gibt es in Kabwe nicht, man trifft sich zum Essen, zum Spiele- oder Videoabend“, erzählen die zwei, die sich über das Hilfsprojekt kennenlernten und bald Eltern werden. Da können die Vetters ihnen dann sicher Tipps geben. . .