Mülheim. In Mülheim wurde ein geodätischer Referenzpunkt eingerichtet. Dort können Nutzer und Bürger von Navigationsgeräten und GPS-Empfängern ihre Instrumente abgleichen und deren Genauigkeit überprüfen. Der Vermessungsdirektor erhofft sich zudem Interesse an der Vermessung und an den technischen Berufen.

An dieser Stelle dürfen wir mal vermessen sein, schließlich geht es um den ersten geodätischen Referenzpunkt der Stadt. Den geodät...bitte was? Von Größe und Gestaltung her eher unauffällig am Rande eines Blumenbeetes platziert, markiert die steinerne Säule mit dem metallenen Vermessungspunkt darauf eine Stelle auf Mülheimer Stadtgebiet, die Nutzern von Navigationsgeräten, Smartphone-Apps oder GNSS/GPS-Empfängern ab sofort eine grundlegende Auskunft gibt. Nämlich darüber, wie genau das Gerät, das sie zur Standortbestimmung nutzen, die Signale empfängt, die von Satelliten Richtung Erde gesendet werden.

Herkömmliche Empfänger variieren in ihrer Genauigkeit zwischen drei und 20 Meter, hat das städtische Amt für Geodatenmanagement, Vermessung, Kataster und Wohnbauförderung festgestellt. „Wenn man mit dem Auto fährt, ist eine Abweichung von 20 Metern nicht so entscheidend, wenn man aber mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf einer Wanderung unterwegs ist, können solche Ungenauigkeiten schon den einen oder anderen Umweg bedeuten“, verdeutlicht Amtsleiter Matthias Linke.

Eine Art digitale Schatzsuche

Wichtig sei die Genauigkeit ihrer Navigationshilfen auch für diejenigen, die Geocaching betreiben, eine Art digitaler Schatzsuche, bei der die Verstecke anhand geografischer Koordinaten zu finden sind. Amtsleiter Lincke erklärt zur Festlegung des geodätischen Referenzpunktes: „Mathematisch sind wir genau beschrieben, wir bekommen es nur nicht mit.“ Der leitende Vermessungsdirektor verspricht sich von dem Geodätischen Referenzpunkt nicht nur einen weiteren Service für alle Mülheimer Bürger und Besucher der Stadt bieten zu können, sondern hofft auch, das Interesse an der Vermessung generell und an den technischen Berufen, die sie sich zu Nutze machen, zu wecken – etwa bei Schulklassen, die künftig beim Klassenausflug an dem Punkt vorbei kommen und dort sehr anschaulich Mathematik und Geografie betreiben können, einfach indem sie ihre Handys auf den Stein legen, ihre Genauigkeit miteinander vergleichen können und ganz nebenbei lernen, was dahinter steckt.

Navigationshilfen überprüfen – So funktioniert es

Wer sein Gerät zur Standortbestimmung am neuen geodätischen Referenzpunkt überprüfen möchte, geht wie folgt vor:

Am Referenzpunkt stellt man die Koordinatenausgabe seines Empfängers auf eines der angegebenen Bezugssysteme ein und legt das Gerät auf den Referenzpunkt. Dann bestimmt man die Standortkoordinaten mit Hilfe des Geräts und vergleicht die eigenen Messwerte mit den Koordinaten des Referenzpunktes. So kann man die Differenz ablesen.

Mit einem hochgenauen GPS-Empfänger hat Vermessungsingenieurin Nicole Wilhelms gemeinsam mit ihrem Team den Punkt ausgelotet, hat seine Koordinaten sowohl nach dem europäischen als auch dem weltweiten Bezugssystem ermittelt und quasi in Stein gemeißelt. Tag und Nacht zugänglich und gut erreichbar sowohl für Autofahrer, Fußgänger, Radfahrer als auch für Bootsführer und zudem touristisch attraktiv gelegen sollte der Ort sein, an dem Ortungswillige ihre Geräte abgleichen können. Exakt an der Stelle mit den Koordinaten 6°52’ 34,12’’ östliche Länge und 51°25’ 24,65’’ nördliche Breite findet sich nun der geodätische Referenzpunkt.

Keinen blassen Schimmer, wo das sein könnte? Für alle, die nun nicht ihre Geräte mit den Daten füttern wollen, kommt hier die Auflösung: Auf der Schleuseninsel, kurz vor der Blumenuhr steht der Punkt, dessen Position exakt bestimmt ist.