Mülheim. Die Mülheimer Wetterstation liefert alle zehn Minuten neue Daten über die aktuelle Wetterlage. So lieferte sie auch Daten am Pfingstmontag an dem ein Unwetter das Ruhrgebiet heimsuchte. Der meiste Regen fiel in Mülheim jedoch an zwei Tagen im Juli. So viel, wie im ganzen Monat Juli.

Seit 1997 steht die Wetterstation auf dem Dach und der Wiese des Gesundheitsamtes an der Heinrich-Melzer Straße, eine alte „Kachelmann-Station der Firma Meteomedia“, die die Stadt übernommen habe, erklärt Dr. Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes. Meteomedia wollte 2003 auf Kosten der Stadt die Technik umstellen, darauf habe die Stadt verzichtet und betreibe die Wetterstation seither mit der alten Technik weiter, so Amtsleiter Zentgraf.

Um die Auswertung der Wetterstations-Daten zu Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag, Luftdruck, Sonnenscheindauer, Globalstrahlung oder Windrichtung und -geschwindigkeit kümmert sich Kirsten Kessel. Seit 2005 kann die Diplom-Geoökologin die Klimadaten der Stadt messen, vergleichen und auswerten. „Alle zehn Minuten erhalten wir einen Datensatz“, so die Mitarbeiterin des Amtes für Umweltschutz.

Hohe Sonnerscheindauer im Juni

Sehen wir uns den Frühsommermonat Juni im Vergleich zu den Durchschnittszahlen der letzten neun Jahre an: Die Niederschlagsmenge im Juni 2014 betrug 76 mm oder 76 Liter/m². Allein am Unwetter-Pfingstmontag, 9. Juni, fielen davon in rund einer Stunde 23 mm, also rund ein Drittel des Monatsniederschlags. Der Durchschnittswert der letzten Jahre liegt bei 63 mm. „Wir erinnern uns ja sicher noch gut an die zwei Dauer-Regentage der letzten Woche, 8. und 9. Juli“, sagt Kirsten Kessel. Allein am 9. Juli seien 45 mm gefallen, am Tag davor 24 mm. Die Regenmenge war an diesen zwei Tagen also fast so hoch wie im ganzen Juni.

In Bezug auf die Temperatur sind die diesjährigen Juni-Werte und das Neun-Jahres-Mittel identisch: 17,4 Grad Celsius. Am heißesten Tag, wiederum der 9. Juni, stieg das Thermometer in Mülheim auf 30,6 Grad. Der sehr sonnige Juni hat 240 Stunden zu verzeichnen, der Durchschnitt beträgt 174 Stunden. Der Sommer hat sich in diesem Jahr schon früh von der guten und der weniger guten Seite gezeigt. Die höchste Windgeschwindigkeit betrug am Pfingstmontag 60 Knoten, also 111 Kilometer pro Stunde. „Ich kann mir aber gut vorstellen“, so Kessel, „dass diese Werte an anderen Orten durchaus höher waren.“

Versicherungen nutzen Daten

Wem nutzen eigentlich die Daten der Globalstrahlung? Auch darauf weiß die Geoökologin eine Antwort. Diese Daten würden in Watt pro m² erfasst und zeigten zum Beispiel, ob das Betreiben einer Solaranlage in der Region sinnvoll sei. „In Mülheim reicht die Globalstrahlung für Photovoltaik auf alle Fälle aus “, sagt Kessel.

Wie nutzt der Bürger die Wetterstation? Wer fordert die Daten an? Niederschlag oder Windstärken würden für Versicherungsangelegenheiten angefragt, erklärt Kirsten Kessel. Nach Pfingsten seien besonders viele Anfragen eingegangen. Wer einen längeren Daten-Zeitraum benötige, könne auch die Rohdaten anfordern, so Kessel. Sie verschicke dann eine Excelliste, allerdings nur für den privaten Gebrauch. Auf die Frage, ob sie für die netten Bauernregeln auf der Wetterseite verantwortlich sei, lacht Kessel. „Die Seite wird von unseren Computerfachleuten gepflegt. Die sind auf die Idee gekommen, die Seite mit einer Bauernregel-Verknüpfung zu koppeln.“