Mülheim. Die VHS quasi als eine Art Untermieter in die neue Hochschule an der Duisburger Straße? Die Idee von Heinz Lison, dem Vorsitzenden des HRW-Fördervereins, schlägt Wellen. Hochschulrektor Menzel ist offen für den Vorschlag. Genaue Prüfung notwendig. Den Bildungsdezernenten treiben andere Sorgen um.
Wie sieht die Zukunft der Volkshochschule aus? In der Ratssitzung zuletzt bezog die Politik in dieser Frage Position. Eine Idee, die Heinz Lison, Vorsitzender des Fördervereins der Hochschule Ruhr West (HRW) jüngst ins Gespräch gebracht hatte, wurde ebenfalls andiskutiert: Könnte nicht das neu Hochschulgebäude in Broich Platz für die VHS bieten, wenn diese nicht an der Bergstraße verbleiben sollte oder könnte?
Ein paar Fakten: Im VHS-Gebäude steht für die Weiterbildung eine Brutto-Fläche von 7900 m² zur Verfügung. 29 Kursräume gibt es hier, vier Gemeinschaftszimmer, 17 Büros, zwei Versammlungs-, drei Sporträume und ein technisches Labor. Hinzu kommen Aufenthaltsbereiche wie Forum, Cafeteria, Lagerfläche etc. – ob und wo es eine entsprechende Alternativfläche geben könnte und ob auch weiter so viel Platz benötigt wird, sind zwei von vielen Fragen, die im Fall der Fälle geklärt werden müssten.
HRW-Gebäude als ein Veranstaltungsort
Die HRW als ein Standort für VHS-Angebote: Was hält der Hochschul-Rektor davon? „Für uns hat es natürlich Priorität, dass unsere Studierenden gut untergebracht sind. Der eigene Betrieb im neuen Gebäude muss erst mal laufen“, sagt Prof. Eberhard Menzel. Da es noch ein Jahr dauern werde, bis man in den Neubau ziehe, könne man frühestens in zwei Jahren über eine Gastgeberschaft für die VHS nachdenken. „Wir sind da offen. Es müsste aber unter anderem genau geprüft werden, ob und wie viele Räume wir in den Abendstunden frei hätten und wer dann den Betrieb gewährleisten könnte.“ Das Hörsaalgebäude könne sicher unproblematisch fremdgenutzt werden. „Aber die VHS würde wohl eher kleine Räume benötigen. Die gibt es eher in den Institutsgebäuden, da müsste es dann ja Personal und ein spezielles Schließsystem geben“, stellt Menzel spontan Überlegungen an.
Gut findet die Politik in Mehrheit den Vorschlag: „Wenn das Angebot bestünde, sollte man es prüfen. Die VHS in der Hochschule könnte eine zentrale Anlaufstelle sein“, sagt Franziska Krumwiede von den Grünen, die eine Dezentralisierung der VHS auf keinen Fall wollen. „Das HRW-Gebäude könnte einer von mehreren Veranstaltungsorten sein, wenn die VHS dezentralisiert würde und etwa auch Schulgebäude in den Stadtteilen genutzt würden“, so Heiko Hendriks (CDU). Seine Fraktion will generell aber alle drei Möglichkeiten genau geprüft wissen: Standortverbleib, anderer zentraler Standort, Dezentralisierung.
Debatte mit falschen Behauptungen
Constantin Körner (SPD) findet: „Die VHS braucht einen zentralen Standort – unbedingt. Ob eventuell auch andere Orte als die Bergstraße, also zum Beispiel das Hochschulgebäude, in Frage kommen könnten, sollte ergebnisoffen geprüft werden.“ Nur bei den MBI, die den Standort Bergstraße auf gar keinen Fall aufgeben wollen, ist man kritisch. „Das mit der Hochschule wird nicht funktionieren. Die VHS hat ja auch viele Tageskurse, die gar nicht in den normalen Hochschulbetrieb integriert werden könnten“, sagt Thomas Grell.
Das Programm der VHS besteht unverändert. „Zu keinem Zeitpunkt hat seitens der Stadt die Absicht bestanden, die VHS aufzugeben“, betont Bildungsdezernent Ulrich Ernst und kritisiert: „Durch die MBI wird eine völlig unsachliche Debatte mit falschen Behauptungen über die VHS und ihren jetzigen Standort an der Bergstraße geführt. Und das in einer Art und Weise, die der VHS schadet.“ Dies habe zu einer Verunsicherung von Kursteilnehmern geführt.
Kosten zwischen zehn und 16 Millionen Euro
Aus Sicht des Dezernenten muss es einen zentralen Ort für die VHS geben, eine Aufteilung auf die Stadtteile ist aus seiner Sicht nicht sinnvoll. „Es muss aber auch Angebote vor Ort in den Stadtteilen geben, insbesondere für benachteiligte und weniger bildungsaffine Menschen.“
Für das Gebäude der VHS fallen in den kommenden Jahren Kosten von zehn bis 16 Millionen Euro an. Darüber hinaus muss die Stadt weitere Bauten (Schulen, Museum, Bad) mit einem Millionen-Aufwand sanieren. „Erforderlich ist eine Prioritätensetzung und Festsetzung von zeitlichen Abfolgen für die notwendigen Maßnahmen“, so Ernst.
Ob alle Maßnahmen umgesetzt werden können und wann, werde der Rat nur als Paket entscheiden können.