Mülheim. Die Astrid Lindgren Schule will zur Selbstständigkeit erziehen. Ihre Schülerschaft ist bunt gemischt. Ziel ist es, in der Vielfalt den Einzelnen zu sehen - und zu fördern

„In der Grundschule eignen sich Kinder nicht nur Wissen an, hier finden sie eine Einstellung zum Lernen und ein Verhältnis zu sich selbst. Sie sollen erkennen, wie sie sich mit all ihren Stärken und Schwächen entfalten können“, sagt Kathrin Grollmann, Schulleiterin der Astrid Lindgren Grundschule.

Jeder ist anders und bringt andere Voraussetzungen mit. Die Vielfalt in der Schülerschaft wahrzunehmen, jedes Kind genau anzuschauen und in seiner Individualität zu fördern, das ist das wichtigste Ziel des Kollegiums an der Mellinghofer Straße. Lehrerinnen, Sonderpädagoginnen, Schulsozialarbeiterinnen und Erzieher/innen arbeiten dabei im Team. Ganz besonders natürlich, wenn es um Seiteneinsteiger ohne deutsche Sprachkenntnisse (etwa Flüchtlingskinder) oder um Mädchen und Jungen mit besonderem Förderbedarf geht (Inklusion).

Individuelle Förderung im Unterricht

Die individuelle Förderung findet schwerpunktmäßig im Unterricht statt, aber auch in klassenübergreifenden Förder- und Forder-Gruppen eines Jahrgangs sowie als 1:1-Betreuung - etwa bei den Hausaufgaben. Auch Ehrenamtler sind bei unterstützenden Angeboten mit im Einsatz - etwa bei Leseförderung und Hausaufgabenhilfe. Für Kinder, die gerne noch abschweifen mit ihren Gedanken, bietet die Schule ein spezielles Konzentrationstraining an.

Der Unterricht ist ritualisiert. „Kinder brauchen Struktur, sie brauchen Regeln“, ist die Rektorin überzeugt. Klare Leitlinien erleichterten das Lernen, aber auch das soziale Miteinander. Das emotionale und soziale Lernen ist ebenfalls ein wichtiger Baustein im Schulprogramm. Man führt unter anderem ein Sozialkompetenztraining für ganze Klassen durch. „Dabei geht es um Selbst- und Fremdwahrnehmung, um Gefühle und Gefühlsäußerungen, den respektvollen Umgang miteinander, Kommunikation, Konfliktbewältigung und vieles mehr“, erläutert Schulsozialarbeiterin Kirsten Heer.

Selbstbewusstsein stärken

Das Selbstbewusstsein stärken, zur Selbstständigkeit erziehen - das streben die Pädagoginnen an. „Wir möchten die Kinder darauf vorbereiten, dass sie sich in der weiterführenden Schule selbst organisieren und behaupten können.“

Weil Lernen eben mehr ist als reine Wissensaneignung ist, setzt man auch auf motorische Förderung (bald soll es ein zusätzliches Angebot für feinmotorische Förderung geben) durch Sport, Sport-AGs und Pausenspiele oder auf musikalische Erziehung -- etwa durch „Jedem Kind ein Instrument“. Die Astrid Lindgren Schule ist mehr als nur Schule. Auch nachmittags kommen viele Kinder aus dem Viertel her - um zu spielen.

Projektwoche zum Thema Märchen 

,,Schneewittchen, Rapunzel, allerhand - unsere Schule verwandelt sich zum Märchenland.“ Unter diesem Motto öffnete die Astrid-Lindgren-Grundschule am Mittwoch ihre Türen. Und der Titel hielt, was er versprach: Die Kinder bastelten den Fröschkönig, hörten der „Märchentante“ zu und aßen bunte Waffeln. „Die Kinder leben die Märchen sofort“, sagt Kirsten Heer, Schulsozialarbeiterin. Im Rahmen einer Projektwoche hatten sich Lehrer und Kinder auf den Tag der offenen Tür vorbereitt. Der Grundgedanke: „Wie bringen wir unseren Schülern Märchen wieder näher?“, so Kathrin Grollmann, Rektorin. Sie weiß, dass Kinder Filme wie „Rapunzel – neu verföhnt“ kennen, aber ,,die ursprünglichen Märchen sind in Vergessenheit geraten.“ Und deswegen begann die Projektwoche auch ganz dem Motto entsprechend: Das Theater der Dämmerung aus Düsseldorf führte in der Schulaula die „Bremer Stadtmusikanten“ und „Rotkäppchen“ als Schattentheater auf.

Viel Spaß bei den Kindern

„Beeindruckend“, fanden die Pädagoginnen. In Zusammenarbeit mit der Camera Obscura hatten die Kinder die Möglichkeit, Scherenschnitte zum Thema Märchen herzustellen. Auch die siebenjährige Alina hatte in der Projektwoche viel Spaß. „Wir haben Kronen gebastelt“, berichtet sie. Besonders freut sie sich darüber, dass die Schule am Tag der offenen Tür end lich mal geschmückt ist. „Leider müssen die Wände aus Branschutzgründen sonst ja immer frei bleiben“, erklärt Kirsten Heer.

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Der fast neunjährige Abdul erinnert sich genau an die Woche: „Zum Thema Rotkäppchen habe ich zwei Masken gebastelt, den Jäger und den Wolf – und an einem anderen Tag Aschenputtels Schuh“. Apropos Aschenputtel: Ein besonderes Highlight zum Abschluss des Projektes war schließlich der Sketch, den die dritten und vierten Klassen zeigten: Aschenputtel mal anders. Zukünftig können die Kinder dank ihres selbst gebastelten Rezeptbuches auch märchenhaft essen: Schneeweißchendip, Sterntalerkekse, Rotkäppchensuppe.