Mülheim. Die größte Herausforderung für Lehrer sind heterogene Lerngruppen – und die wird nicht nur wegen der Inklusion größer. Wie man modernen Anforderungen an zeitgemäße Bildungsvermittlung gerecht werden kann, entwickeln Kollegien von Mülheimer und Essener Schulen.

Was sollen Kinder nicht alles in der Grundschule lernen: Lesen, Schreiben, Rechnen – natürlich. Aber bitte auch noch Medienkompetenz, Manieren und Gesundheitsbewusstsein. Das meint Mülheims Bildungsdezernent Ulrich Ernst, wenn er von „hohen Erwartungen und Anforderungen“ spricht, die an moderne Bildung gestellt werden. Wie diese erfüllt werden können, sollen die Kollegien von 19 Grundschulen aus Mülheim und Essen in einem dreijährigen Prozess entwickeln. Die „Systematische Grundschulentwicklung“ startete gestern mit einer Veranstaltung in der Stadthalle.

Die größte Herausforderung bringt Brigitte Klöckner-Hartstock vom Schulamt für die Stadt Essen prägnant auf den Punkt: „Der Umgang mit heterogenen Lerngruppen“ sei das. Auf Inklusion und Integration verweist sie damit unter anderem. Neben der Betreuung bis in den Nachmittag in der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) gehören sie zu den größten Veränderungen der vergangenen Jahre. „Grundschulen sind oft mit einem relativ kleinen Kollegium vor große Herausforderungen gestellt“, weiß Regine Möllenbeck, Leiterin des Fachbereichs Schule der Stadt Essen. Eine Folge dessen sind „multiprofessionelle Teams“, denn Pädagogen werden vielfach verstärkt durch Schulsozialarbeiter, Integrationshelfer und Erzieher. Gemeinsam sollen sie alle im Rahmen des Entwicklungsprozesses nun überlegen, wie sie für ihren Standort ein zeitgemäßes Bildungsangebot gewährleisten können.

Auftakt in der Stadthalle

Es ist die erste städteübergreifende Maßnahme der Bildungsinitiative „Ruhrfutur“. Deren Geschäftsführerin Ulrike Sommer gab bei der Auftaktveranstaltung in der Stadthalle den Rahmen vor: Schwerpunkt der Überlegungen sollen der Unterricht und die Unterrichtsentwicklung sein. Als weitere Themen seien etwa die Gestaltung des Ganztages oder die Elternarbeit denkbar. Unterstützt werden die Kollegien von externen Beratern, die den Prozess an den einzelnen Schulen begleiten.

„Wir wollen Schule in ihrem Innersten weiterentwickeln“, sagt Brigitte Klöckner-Hartstock. Deshalb sei es wichtig, nichts von außen aufzudrücken. Der weitere Wege soll selbst gewählt sein – aber weiter bewegen müsse man sich. Denn die Veränderungen der Welt, sagt Ulrich Ernst, „kommen in den Schulen an – und in den Grundschulen zuerst“.

Für Ulrike Sommer von Ruhrfutur ist es ein starkes Signal, dass 19 Grundschulen aus zwei Städten gemeinsam diese Aufgabe angehen. Für die Steuerungsgruppe ist es ein Anfang. „Dies ist ein Prozess“, sagt Heike Freitag vom Schulamt für die Stadt Mülheim, „der sich auf alle Grund- und weiterführenden Schulen übertragen lässt.“