Mülheim. Maria Neumann vom Ensemble Theater an der Ruhr spielt den „Lenz“ von Georg Büchner in der Bochumer Kunst-Kirche Christ-König. In einem intensiven Spiel über eineinhalb Stunden findet sich die Schauspielerin in das zwiespältige Gefühlsleben von Büchners Figur ein.
Die Rundbögen des hohen Kirchenraumes sind atmosphärisch hell in kaltes Licht getaucht. Unter der großen, stilisierten Dornenkrone steht eine zierliche Frau im hellen Gewand und lässt den „Lenz“ von Georg Büchner wieder aufleben.
Überaus authentisch spielt sich Maria Neumann in die gequälte Seele eines schizophrenen Menschen, lotet einfühlsam die dunkle und düstere Gemütslage aus. Mitunter schwingen leichte Hoffnungen, Sehnsüchte nach längst verloren gegangenen Gefühlen mit. Doch bei Lenz hat sich schon längst der „Alp des Wahnsinns zu seinen Füßen gesetzt“. Er ringt mit dem Glauben, der nicht nur sein heiliger Himmel im Leben ist, sondern zu seiner persönlichen Hölle wird. In seiner Verzweiflung ruft er Gott an, um ihn vor dem Wahnsinn zu retten. In der Erzählung „Lenz“ schildert Büchner den Gang des Dichters durch die Vogesen. Eine Reise, die in geistiger Umnachtung enden sollte.
Brückenschlag zwischen Kunst und Glauben
Bei dem Einpersonen-Spiel über eineinhalb Stunden wird die Schauspielerin des Theater an der Ruhr verstärkt durch Klangkompositionen von Matthias Geuting (Orgel) und Markus Emanuel Zaja (Saxofon), die den Geist der Geschichte durch den sakralen Kirchenraum tragen.
Premiere hatte „Lenz“ jetzt in der Kunst-Kirche Christ-König in Bochum. Damit knüpft Maria Neumann an die Vorstellungen von „Hiob“ an, mit der sie in Mülheim und weiteren Kirchen und Orten des Ruhrgebiets vielfach Beachtung fand. War es bei „Hiob“ ein biblischer Stoff, so ist „Lenz“ ein Literaturklassiker, der thematisch auf der Höhe der Zeit ist.
Maria Neumann ist schon öfter in der Bochumer Kirche aufgetreten, die einen Brückenschlag zwischen Kunst und Glauben möglich macht. Eine Kirche, deren Zukunft offen ist und die renoviert werden müsste. Getragen wird Christ-König mittlerweile privat von einem Förderverein. „Dieser Raum ist einfach so großartig“, sagt die Schauspielerin. Ihr ist viel daran gelegen, „dass diese Kirche gerettet wird“. Deshalb sei sie Mitglied im Förderverein geworden.