Mülheim. Das Junge Theater an der Ruhr zeigt Franz Kafkas „Die Verwandlung“. Ein Gespräch mit Regisseur Albrecht Hirche und Dramaturg Sven Schlötcke.
Die Geschichte beginnt mit einem „bösen Erwachen“. Franz Kafkas Figur Gregor Samsa findet sich auf einmal in einer trostlosen Welt als Mistkäfer wieder. Zwischen Traum und Wirklichkeit nimmt er sich eines Morgens in „kafkaesker“ Art in einem surrealen Narrenspiel als verstörtes Ungeziefer wahr, das von seiner Familie und Umwelt zusehends ausgeschlossen und als Belästigung empfunden wird.
Regisseur Albrecht Hirche, der damit seine fünfte Inszenierung am Theater an der Ruhr präsentiert, hat Kafkas 1915 erschienene Erzählung „Die Verwandlung“ mit dem Jungen Theater an der Ruhr (TAR) in Szene gesetzt. Albrecht Hirche und Dramaturg Sven Schlötcke sprachen vor der kommenden Premiere am Mittwoch, 17. September, 19.30 Uhr, über den düsteren Theaterstoff und boten einen Blick auf die Probebühne der jungen Schauspieler, die zu einer atmosphärischen musikalischen Reise einladen.
"Es erwartet uns ein sinnliches Theaterstück"
Marco Leibnitz (Gregor Samsa), Miriam Berger (Dienstmädchen), Katrin Kaspar (Schwester), Gabriella Weber (Mutter), Helge Salnikau (Prokurist) und Denis Schmidt (Vater) haben dabei tief in die angstvolle Seele Franz Kafkas (1883-1924) geschaut und sind den gesellschaftlichen und psychologischen Abgründen des viel interpretierten Schriftstellers in ihrem Bühnenspiel gefolgt.
Wann „Die Verwandlung“ zu sehen ist
Weitere Aufführung von „Die Verwandlung“, dargestellt vom Jungen Theater an der Ruhr, finden am 18. (ausverkauft) und 24. September sowie am 30. Oktober jeweils um 18 Uhr im Theater an der Ruhr, Akazienallee, statt.
Weitere Informationen zum Programm sowie Eintrittskarten und einen Spielzeitüberblick sind über die Internetseite des Theaters an der Ruhr www.theater-an-der-ruhr.de oder unter 0208/5990188 erhältlich.
Wie Sven Schlötcke betont, sei es für ein junges Publikum wichtig, dass das Stück auch für das Zentralabitur eine Rolle spiele, also schulisch verwertbar sei. Ansonsten sei es heute schwierig geworden, junge Leute für das Theater und für seine Texte zu gewinnen. Sicher sei er aber, dass es sich hierbei um einen „Super-Stoff“ handelt. Sven Schlötcke sieht in diesem bedrohlichen Stück auch einen aktuellen Bezug zum Funktionieren-Müssen der heutigen jungen Generation auf dem Arbeitsmarkt. So werde der tatsächliche Druck, der konkret nicht greifbar sei, trotz aller scheinbaren Freiheiten dieser Generation als unvermeidbar angesehen und nicht mehr hinterfragt.
Albrecht Hirche, dem es per Facebook gelang, für diese Aufführung noch drei neue Schauspieler für das junge Ensemble zu gewinnen, sieht hier ein gutes und inzwischen zusammengewachsenes Team. Hirche: „Es erwartet uns ein sinnliches Theaterstück mit vielen Bildern und wenigen Dialogen und mit viel Musik.“ Denn es gibt unter anderem Songs von den Ärzten, Cat Stevens und Arcade Fire zu hören. Wovon Franz Kafkas leidender Mistkäfer vor gut 100 Jahren noch nicht einmal zu träumen wagte.