Mülheim. Beim Leaf-Festival am Kloster Saarn präsentierte die Kompanie „The Lord Chamberlain’s Men“ die Aufführung „Romeo und Julia“ zum 450. Shakespeare-Geburtstag. Das Publikum war begeistert.

Das Publikum hat sich gut vorbereitet für den Shakespeare-Theaterabend im Rahmen des Leaf-Festivals, der im Innenhof des Klosters Saarn stattfindet. Mit Picknickkörben ausgestattet, genießen rund 200 Besucher jeden Alters den Freitagabend bei spätsommerlichen Temperaturen. Zum 450. Geburtstag des englischen Dramatikers wird sein wohl populärstes Stück „Romeo und Julia“ gegeben – die Originalverse vorgetragen im elisabethanischen Englisch vom Londoner Ensemble „The Lord Chamberlain’s Men“.

Das reine Shakespeare-Theater hält sich auch sonst an Traditionen: Auf der Bühne stehen nur Männer und die Kleidung ist dem 16. Jahrhundert angemessen – bis auf die wohl rutschfesten, von allen sieben Schauspielern getragen Gummi-Surfschuhe.

Mcbeth-Aufführung vor zwei Jahren

Das junge Paar in der zweiten Reihe hat Kissen und warme Jacken dabei, und aus einer Kühltasche zaubern sie zum Fläschchen Sekt einen Imbiss. Janina Knof weiß zu berichten, dass schon damals im Londoner „Globe Theatre“ das Publikum ordentlich zugegriffen hat.

„Mein Englischprofessor hat bei den Ausgrabungen geholfen und von dicken Schichten von Nussschalen und anderen Lebensmittelresten berichtet“, erklärt die Studentin, die das Liebesdrama natürlich in- und auswendig kennt und sich auch bei den sprachlichen Feinheiten, ob deftiger oder komischer Art, köstlich amüsiert. Ihr Begleiter Daniel Segolla hatte sich schon vor zwei Jahren von der Macbeth-Aufführung des Ensembles begeistern lassen.

Stehende Ovationen für das Ensemble

Zum besseren Verständnis beginnt die Inszenierung mit dem Auftritt eines Heroldes, der den Inhalt der Liebesgeschichte kurz in deutscher Sprache zusammenfasst. Als Julia die Bühne betritt, geht ein verhaltenes Gekicher durchs Publikum – zu ungewohnt ist der Anblick eines jungen Mannes in Frauenkleidern. Das gibt sich aber rasch, denn der zierliche Schauspieler spielt die Julia in einer entzückenden Mischung aus jungmädchenhafter Unschuld und Entschlossenheit.

Romeo spielt seine Rolle heißblütig romantisch, ein wunderbarer Kontrast zur schüchternen Geliebten. Mit packender Leidenschaft und Ausdrucksstärke agiert der Schauspieler, der Mercutio sowie Julias Vater verkörpert. Sein Kollege alias Julias Kindermädchen und Romeos Vater glänzt in seiner Wandlungsfähigkeit, sorgt für viel Erheiterung. So bekommt das Ensemble stehende Ovationen – die Vorstellung hat Lust gemacht auf eine Fortsetzung in 2015.