Mülheim. .
Die Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) fordern eine Bestandsgarantie für die Volkshochschule. Eine Sanierung sollte Schritt für Schritt umgesetzt werden. Mit Nachdruck wehren sich die MBI dagegen, dass die VHS abgerissen oder verkauft wird.
„Wenn es nicht anders geht, werden wir ein Bürgerbegehren einleiten“, sagt jetzt Fraktionschef Lothar Reinhard. Er habe keine Zweifel daran, die dafür nötige Unterstützung in der Stadt zu erhalten. Zehn Prozent der wahlberechtigten Mülheimer müssten dem Begehren folgen.
„Die VHS funktioniert hervorragend, sie wird von den Bürgern angenommen, sie liegt zentral, sie ist nicht marode“, zählt Reinhard Argumente für den Standort auf und hielte es für fatal, wenn die Weiterbildungseinrichtung an der Stelle wegfiele und die Kurse in die Stadtteile verlegt würden. „Das wird nicht angenommen“, ist er überzeugt. Massiv kritisiert er das Vorgehen der Stadtverwaltung, die dieses Grundstück als möglichen Standort für die Sparkassen-Akademie ins Spiel gebracht hatte. „Dabei gibt es bis heute keine echte Alternative zur VHS an der Müga.“ Einen Umzug in eine andere Innenstadt-Immobilie hielten die MBI für höchst riskant, und zwar aus wirtschaftlichen Gründen.
16 Millionen Euro Sanierungskosten
Der Immobilien-Service der Stadt hatte gemeinsam mit einem Ingenieurbüro einen Sanierungsbedarf an der VHS zwischen sechs und 16 Millionen Euro ermittelt – Geld das die Stadt nicht hat. Im Rathaus wäre man daher froh, wenn der Standort zur Akademie würde, man wäre das Sanierungsproblem los. Die MBI bezweifeln den Sanierungsaufwand und verweisen darauf, dass zwei Millionen Euro im Haushalt für die VHS-Modernisierung vorgesehen seien. „Erst einmal sollte man damit anfangen.“
Die SPD will zunächst über ein inhaltliches Konzept zur Weiterbildung in Mülheim diskutieren und dann über Gebäude, betont deren planungspolitischer Sprecher, Claus Schindler. Eine City ohne VHS-Anlaufstelle können sich die Genossen jedoch nicht vorstellen. Wo diese sein soll, ist aus ihrer Sicht offen. Das Vorgehen der MBI bewertet die SPD als populistisch.
In der CDU drängt man auf das von der Kulturverwaltung zugesagte VHS-Konzept. In der kommenden Woche wird der städtische Haushalt für 2015 vorgelegt. Es werde dann kaum möglich sein, über die VHS zu diskutieren, sollte es dann immer noch kein Weiterbildungskonzept für Mülheim geben, sagt der Fraktionsgeschäftsführer Hans-Georg Schiemer.
Förderverein fordert Klarheit
Die aktuelle Diskussion um die VHS und das mögliche Aus am jetzigen Standort hat bereits negative Folgen: „Wir stellen zögerliche Anmeldungen fest“, sagt Sibylle Wellfonder, Vorsitzende des Initiativ- und Fördervereins der VHS und berichtet von Teilnehmern, die danach fragten, ob denn in ein paar Monaten die VHS hier noch bestehe. „Die VHS braucht Klarheit und Sicherheit“, fordert Wellfonder im Gespräch mit der WAZ. Sie äußert große Zweifel daran, dass Bürger abends zu Kursen in die Stadtteile fahren. „Ich bin mir sicher, dass würde zu einem erheblichen Einbruch bei den Teilnehmerzahlen führen.“ Gerade die zentrale Lage und die Anbindung an den Nahverkehr mache den jetzigen Standort für viele attraktiv.
Aus Sicht des Fördervereins ist die Mülheimer VHS im Vergleich zu vielen anderen Häusern noch in einem guten Zustand. „Hier ist es sehr angenehm zu lernen und zu lehren. Auch die technische Ausstattung ist gut“, lobt Sibylle Wellfonder. Entsprechend sei das Haus auch meist gut gefüllt.
Zuvor hatte schon der frühere Leiter der VHS davor gewarnt, die Weiterbildung aus der Innenstadt auf die Stadtteile zu verteilen. Für ihn wäre das ein Rückschritt.