Mülheim. Am Mülheimer Hauptbahnhof und am Bahnhof in Styrum soll man künftig deutlich angenehmer auf den Zug warten können: Beide Bahnhöfe will die Deutsche Bahn ab März kommenden Jahres für neun Millionen Euro sanieren. Das Warten auf eine Bahnhofs-Toilette geht aber weiter.
Nachdem das Gebäude des Hauptbahnhofes für rund 2,5 Millionen Euro saniert worden ist, geht die Modernisierung im nächsten Frühjahr auf den Bahnsteigen weiter. „Wir planen den Baubeginn am Hauptbahnhof und zeitgleich am Bahnhof in Styrum im März des kommenden Jahres“, kündigt Klaus Oberheim, Leiter des Bahnhofsmanagements, an. Fast neun Millionen Euro will die Bahn an beiden Standorten investieren. Das Warten auf den Zug soll künftig deutlich angenehmer werden.
So schön Bahnhofsfassade, Eingangshalle und Durchgang zu den Gleisen geworden sind, auf den Bahnsteigen selbst herrscht Tristesse. Die Beleuchtung ist unzureichend, die Beschallung schwach, das Wartehäuschen für Bahnkunden schreckt eher ab. Die Bahnsteigdächer weisen deutliche Feuchtigkeitsschäden auf, die Glasfronten sind an vielen Stellen gesprungen. An den Bahnsteigkanten bröckelt der Beton. Die Entwässerung ins öffentliche Kanalnetz muss erneuert werden. Die Pflasterung ist nicht nur unansehnlich, sondern auch „erheblich beschädigt“. Und die Sitzbänke für „Wartende“ sind weit entfernt von einem Standard, den sich die Bahn selbst gibt. Die Liste der Mängel, die Melanie Krull, zuständig für die Modernisierung in Mülheim, zusammengestellt hat, ist lang geworden. Die Ausschilderung und Wegeführung wird ebenfalls erneuert. „Nach der Modernisierung“, so Melanie Krull, „werden die Bahnhöfe auch über ein taktiles Leitsystem für Sehbehinderte verfügen.“
Einschränkungen für den Zugverkehr
Das Geld stammt aus dem Förderprogramm „Modernisierungsoffensive 2“, das hauptsächlich vom Bund finanziert wird. Allein am Hauptbahnhof müssen an die fünf Millionen investiert werden. In Styrum, wo die Bahnsteige verkürzt und zugleich erhöht werden, will man auch den Fußgängertunnel zu den Geisen verschönern. „Wir gehen von einem Jahr Bauzeit aus“, sagt Oberheim, rechnet 2016 aber lediglich noch mit Restarbeiten. Abschnittsweise werden die Bahnsteige von März bis Juni und dann wieder von August bis November 2015 saniert. Für den Zugverkehr wird das zu Einschränkungen führen. In Stadtmitte betrifft dies den ICE. S-Bahnen und Regionalexpresse, so Oberheim, werden wie gewohnt halten können. In Styrum dagegen werden die Einschränkungen zwischen August und November größer sein. Richtung Duisburg können die S-Bahnen dort nicht halten, ein Stopp erfolgt in Mülheim-West.
Eine Sorge der Politik äußerte jetzt erneut der planungspolitische Sprecher der SPD, Claus Schindler: „Bleibt Mülheim zumindest in dem geringen Maß wie bisher am IC-Netz?“ Es ist geplant. Oberheim verweist darauf, dass am Hauptbahnhof die Bahnsteigkante auf einer Länge von immerhin 400 Metern saniert wird – die Strecke braucht nur der ICE.
Die unendliche Toilettengeschichte
Erneut wird derweil die Eröffnung der Bahnhofstoilette verschoben. Jetzt geht das Management davon aus, dass Kunden ab Anfang 2015 im Bahnhof ein stilles Örtchen benutzen können. „Das ist alles andere als eine fröhliche Geschichte“, sagt Klaus Oberheim und berichtet, dass bei diesem Vorhaben so gut wie alles seit Jahren schiefgegangen sei. „Wir hatten dabei erhebliche bauliche Probleme“, sagt er. Mitte 2012 hatte die Bahn erklärt, dass massive Feuchtigkeitsschäden im Bau die Realisierung des Projektes immer wieder verzögerten. Auch sei eine beauftragte Baufirma in die Insolvenz gegangen. Die hohen Kosten für das WC hängen mit den Baumängeln zusammen, schocken aber dennoch: rund 600.000 Euro.
Die Geschichte des Bahnhofs-WC ist fast eine unendliche. Nach der Sanierung des Bahnhofsgebäudes vor vier Jahren fehlte die Toilette, dabei hatten Bürger schon 2007 bei einer WAZ-Umfrage in der Innenstadt den Mangel beklagt. Die OB selbst schaltete sich in den Fall ein, später machten die Grünen das WC zum Thema im Rat.