Mülheim. . Als Krankenschwester zieht Helene Buchmüller in den ersten Weltkrieg. Sie möchte Verletzten und Kranken helfen und bezahlt ihren Wunsch mit dem Leben. Sie stirbt an Thypus, ihre ehemaligen Patienten danken ihr in einem Beileidsbrief.

„Es sind nicht nur Männer, die gefallen sind, die gekämpft haben“, sagt Ruth Salber-Buchmüller. Auch ihre Tante Helene war ein Opfer des Ersten Weltkriegs. Ihre Geschichte stehe stellvertretend für die Hunderter Krankenschwestern, die im Einsatz waren, um Verwundeten und Sterbenden zu helfen und dann selbst „durch Krankheiten oder Granaten ihr Leben verloren haben“.

Helene Buchmüller, geboren am 5. Januar 1884 in Mülheim, hat vom Leben nichts Großes zu erwarten. Als Tochter eines Frachtschiffers gehöre sie nicht auf ein Gymnasium, befinden die Eltern. Obwohl sie ein so „kluges und vielversprechendes Mädchen“ gewesen sei, wie ihr Bruder Karl später oft über sie sagen wird.

Wunsch in den Dienst einzutreten

Nachdem Helene die Volksschule abgeschlossen hat, lernt sie zu schneidern, kümmert sich aber auch viel um ihre beiden jüngeren Geschwister. Als Jugendliche ist sie von der Arbeit der Diakonissen aus Kaiserswerth bei Düsseldorf beeindruckt, und beginnt schnell damit, sie bei verschiedenen Tätigkeiten zu unterstützen. So hilft sie in der Abendnähschule für Fabrikmädchen und bereitet Kindergottesdienste in der Sonntagsschule vor.

Nach und nach entsteht der Wunsch, selbst in den Dienst der Schwesternschaft einzutreten, was sie 1907 schließlich auch tut. Sie ist kaum zwei Jahre als fertig ausgebildete Krankenschwester im Dienst, hat 1912 das erst wenige Jahre zuvor eingeführte staatliche Examen gemacht, als der Erste Weltkrieg beginnt.

Bedrohung durch Typhus

Gemeinsam mit 60 anderen Schwestern reist sie 1914 zunächst ins belgische Libin, um im dortigen Lazarett zu helfen, und schließlich weiter ins französische Sedan. Es ist keine Granate, die das Leben der jungen Frau, die unbedingt Kranke pflegen wollte, schließlich bedroht. Es ist Typhus, eine schwere Durchfallerkrankung, die in Europa heute kaum noch auftaucht.

Obwohl ein Impfstoff verfügbar ist und die Medizin in dieser Zeit große Fortschritte macht, fordert die Krankheit ihre Opfer: Helene und auch einige ihrer Mitschwestern infizieren sich. Während viele Schwestern in Sedan sterben und auf dem dortigen Friedhof beerdigt werden, wird Helene im November 1914 in die Heimat zurückgebracht. Doch der Typhus lässt sich nicht mehr besiegen: Helene stirbt noch im gleichen Jahr – am zweiten Weihnachtstag. „Sie hat durch ihr aufopferndes Wirken an uns ihr Leben lassen müssen, wofür wir ihr noch übers Grab hinaus vielen Dank schulden“ schreiben ehemalige Patienten aus Sedan in einem Beileidsbrief.

Dank und Gedenktafel

Helenes Bruder Karl hat mehr Glück: Er, der als 19-jähriger Soldat „mit Hurra in den Zug nach Frankreich“ gestiegen war, wie seine Tochter Ruth erzählt, wird zwar 1915 von zwei Schrapnellgeschossen am Kopf verwundet. Auch lässt sich eine Kugel an der Schläfe nicht mehr entfernen, so dass er zeitweise unter epileptischen Anfällen leidet, doch er kehrt aus dem Krieg zurück, kann arbeiten und eine Familie gründen.

Für Helene, das selbstlose, kluge Mädchen, hatte das Schicksal nicht nur keine große Zukunft, sondern gar keine Zukunft zu bieten. Was bleibt, ist der Dank ihrer Patienten und eine Gedenktafel an der Mutterhauskirche, die an Helene und andere Kriegsopfer erinnert.