Mülheim. Mülheims Nahverkehrsbetrieb begrüßte zu seinem ersten Kundenforum rund 40 Abo-Kunden. Überraschend war nicht nur die unaufgeregte Atmosphäre: Überpünktlichkeit ist ein großes Ärgernis.
Das erste Kundenforum der Mülheimer Verkehrsgesellschaft verließen rund 40 Teilnehmer am Donnerstagabend deutlich zufriedener als die Mülheimer seinerzeit, die den Bürgerversammlungen zur Nahverkehrsplanung beigewohnt hatten. Der Auftakt zum Austausch zwischen Dienstleister und Kunden ist geglückt.
Dokumentieren durften die MVG-Kunden ihre Bewertung für die dreistündige Veranstaltung in der MVG-Kantine an einer Aufstellwand am Ausgang. Kaum ein kleiner Klebepunkt verirrte sich an jene Stellen auf Papier, die Unzufriedenheit ausdrücken sollten. Ein Erfolg für die viel gescholtene MVG. Nichtsdestotrotz: Viel Lob verteilten die Kunden am Donnerstag nicht, dafür aber ist eine solche Veranstaltung wohl auch weniger gedacht. Es durfte gesagt werden, wo der Schuh drückt. Ging es im ersten Teil um Ticketpreise, so stand später das Leistungsangebot im Fokus.
Abfahrtszeiten künftig stärker kontrollieren
Überraschend: Gar nicht so sehr waren Verspätungen Thema. Vielmehr kritisierten gleich mehrere Kunden, dass ihnen regelmäßig eine Bahn oder ein Bus vor der Nase wegführen, teils Minuten vor der Abfahrtszeit im Fahrplan. Die MVG-Vertreter gaben sich etwas überrascht, Fahrbetriebsleiter Jörg Dicke kündigte an, die Abfahrtszeiten künftig stärker kontrollieren zu wollen. Die Fahrer seien verpflichtet, nicht frühzeitig loszufahren, andernfalls drohten ihnen gar arbeitsrechtliche Konsequenzen.
Ein anderes Thema: die Sternfahrten und missglückten Umstiege an der zentralen Haltestelle Stadtmitte. „Ich habe den Eindruck, dass die Anschlüsse dort nicht passen“, klagte ein junger Mann. „Sprechen Sie unsere Fahrer ruhig an“, versprach Angebotsplaner Peter Schwarz, dass diese den Fahrer des gewünschten Anschlusses bitten werden zu warten. Wenn es diesen Service tatsächlich gebe, so solle ihn die MVG doch auch offensiver publik machen, hieß es im Publikum.
Unterirdische Bushaltestelle am Hauptbahnhof
Ein Graus ist einigen MVG-Kunden die unterirdische Bushaltestelle am Hauptbahnhof. „Die Aufenthaltsqualität ist schlecht, die ganzen Abgase“, forderte eine Frau, den Haltepunkt endlich aus dem Tunnel zu holen. Es gebe dort auch viel zu wenige Sitzplätze, monierte eine andere Dame.
Viele Wünsche wurden geäußert, darunter eine Haltestelle nahe Lidl und Aldi an der Düsseldorfer Straße, um weniger mobilen Saarnern den Einkauf zu erleichtern. Eine Klage richtete sich dagegen, dass der letzte 129er-Bus samstags schon um 16.08 Uhr ab Rhein-Ruhr-Zentrum abfahre, obwohl die Geschäfte dort bis 20 Uhr geöffnet seien. Da konnte die MVG Besserung versprechen: Mit der Umsetzung des neuen Nahverkehrsplans wird dieser Missstand behoben. Busse fahren dann bis in den Abend hinein.