Mülheim. . Wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird, entscheiden sich viele Angehörige dafür, ihre Angehörigen zu Hause zu pflegen. Doch welche Zerreißprobe die Pflege ihrer kranken Mutter werden würde, ahnte die Mülheimerin Ellen Bube vor knapp einem Jahr noch nicht.

Es ist eine schwierige Entscheidung, wenn es darum geht, einen kranken Angehörigen zu Hause zu pflegen oder aber ein Pflegeheim mit dieser Aufgabe zu betrauen. Für Ellen Bube war die Antwort auf diese Frage schnell klar. Als ihre Mutter Anfang 2013 einen schweren Schlaganfall erlitten hat, entschied sie sich sofort dafür, sie zu sich zu holen und bei sich zu pflegen.

Und das, obwohl sie schon seit Jahren ihren schwerkranken Bruder ebenfalls betreut. Da die Pflege der bettlägerigen Mutter für die 55-jährige Geschäftsfrau nicht allein zu schultern ist, engagierte sie von Anfang an einen ambulanten Pflegedienst, der sie unterstützen sollte. Welche Zerreißprobe die Pflege ihrer kranken Mutter werden würde, ahnte Ellen Bube vor knapp einem Jahr jedoch noch nicht.

Kein Glück mit den Pflegekräften

Mittlerweile hat sie bereits zum dritten Mal den Pflegedienst gewechselt – ein vierter Wechsel steht an. „Die erste Pflegekraft war sehr grob zu meiner Mutter, sie beklagte sich ständig über Schmerzen“, so Bube. „Das habe ich nicht lange mit angeguckt und sofort den Dienst gekündigt.“

Doch auch mit den nachfolgenden Pflegekräften hatte sie kein Glück. Der Fuß der Mutter wurde im Bettgestell eingeklemmt, da ein Pfleger nicht ganz bei der Sache war, eine andere Pflegerin nutzte bei der Wäsche der Mutter den gleichen Lappen zuerst für den Intimbereich und dann für die Reinigung des Gesichts.

Geschäftslokale aufgegeben

„Es ist einfach erniedrigend, denn meine Mutter kann sich kaum bewegen, kann sich nicht zur Wehr setzen“, beklagt Ellen Bube. Momentan ist es das Zeitmanagement des aktuellen Pflegedienstes, das sie an einen erneuten Wechsel denken lässt. Drei Mal pro Tag braucht die Mutter eine intensive Pflege, die zeitlich eigentlich wenig Spielraum zulässt. „Das Personal ist eigentlich wirklich gut, aber die werden in diesem Betrieb total verbrannt“, so Bube. „Da sind viel zu wenig Leute für zu viele Patienten.“ So kommt es in der letzten Zeit immer wieder vor, dass Mutter und Tochter morgens zwei Stunden auf den Pflegedienst warten müssen.

Dadurch, dass Ellen Bube sich auf die Pünktlichkeit und die Pflege an sich nicht verlassen kann, hat sie sogar zwei ihrer Geschäftslokale aufgeben müssen, um sich intensiver um die Betreuung der Mutter kümmern zu können. Auch das elterliche Reihenhaus wird sie nicht mehr lange halten können. Dass der vierte Pflegedienst der Glücksgriff sein wird, daran glaubt Ellen Bube schon jetzt nicht. „Es bringt gar nichts, dass ich ständig den Pflegedienst wechsle. Es muss ein komplettes Umdenken in den Betrieben stattfinden.“