Mülheim. Die Fondsgesellschaft AviaRent erwirbt die Senioreneinrichtung, Alloheim übernimmt für zunächst 20 Jahre den Betrieb. Da Zahlung ausblieb, wurde der Mitte 2012 geschlossene Kaufvertrag mit Anderson rückgängig gemacht. Mitarbeiter und Bewohner reagieren erfreut.
Einen Eigentümer- wie auch Betreiberwechsel gab es jetzt im Wohnpark Dimbeck. Gekauft wurde das Ensemble von der AviaRent, einer Fondsgesellschaft mit Hauptsitz in Luxemburg, die deutschlandweit derzeit 15 Senioreneinrichtungen besitzt. Neuer Betreiber des Pflegeheims mit 95 Plätzen sowie der 51 Appartements für betreutes Wohnen ist die Alloheim-Gruppe.
Auch hierbei handelt es sich um eine vielerorts aktive Holding, unter deren Dach 50 Pflegeeinrichtungen mit mehr als 6000 Plätzen laufen. Wie Geschäftsführer Rainer Hohmann bestätigt, interessiert sich Alloheim schon lange für den Wohnpark Dimbeck, der kontinuierlich mit Top-Noten glänzt. Mitte April nun wurde mit dem neuen Eigentümer AviaRent ein über 20 Jahre laufender Pachtvertrag geschlossen. „Jedoch unter der aufschiebenden Bedingung, dass der Kauf der Immobilie tatsächlich so abgewickelt wird“, sagt Hohmann. Dies wurde vor wenigen Tagen bestätigt.
Medl will Forderungen eintreiben
Seine Vorsicht ist begründet: Wie von mehreren Seiten zu erfahren war, hat die vorherige Eigentümerin und Betreiberin Anderson Holding den fälligen Kaufpreis bis heute nicht gezahlt. Dabei hatte Anderson den Wohnpark Dimbeck bereits im Juli 2012 aus der Insolvenz heraus übernommen. Vorangegangen war ein langwieriges Verhandlungs- und Bieterverfahren. Schon damals gehörte auch die AviaRent zu den ernsthaften Interessenten.
Errichtet worden war der Wohnpark Dimbeck ab 2008 von den katholischen Engelbertus-Gesellschaften, die im Februar 2011 ihre spektakuläre Pleite einräumen mussten. Von mehr als 18 Millionen Euro Schulden war stets die Rede. Die Anderson Holding trat mit vollmundigen Versprechungen an, wollte rund zwei Millionen Euro investieren, die Torhäuser für betreutes Wohnen ausbauen. Wenig davon wurde wahr. Statt dessen stritt man mit der Medl über die Höhe der Heizkosten und angebliche technische Mängel der Anlage. Laut Medl-Geschäftsführer Hans-Gerd Bachmann, der nach eigener Aussage erst in der vergangenen Woche über den Eigentümerwechsel informiert wurde, hat die Anderson Holding erhebliche Rechnungsbeträge bis dato nicht beglichen. „Inzwischen sind Rückstände von rund 170.000 Euro aufgelaufen. Wir werden nun mit allen Mitteln versuchen, unsere Forderungen gegenüber Anderson juristisch durchzusetzen.“
Mieter halten neuen Eigentümer für seriös
Da laut Alloheim-Geschäftsführer Rainer Hohmann auch „der Grundstückskaufpreis nie gezahlt wurde, konnte das Insolvenzverfahren nicht abgeschlossen werden“. Der bereits geschlossene Kaufvertrag wurde rückabgewickelt. Zunächst erwarb die Luehrsen Investment Gruppe den Wohnpark, verkaufte ihn weiter an AviaRent, die rund 18 Millionen Euro dafür zahlte. Eine weitere Million ist veranschlagt für Nachbesserungs- und Sanierungsarbeiten an Fassaden, Außenanlagen, Fußböden.
„Wir freuen uns, dass wir jetzt pünktlich unsere Gehälter bekommen und mehr Ausbildungsplätze anbieten können“, kommentiert Einrichtungsleiter Stefan Thum die jüngste Entwicklung. „Auch bei unseren Mietern kommt der Eigentümerwechsel gut an. Sie sagen: ,Das ist was Seriöses.’“
Kita im Torhaus soll "zeitnah" entstehen
Mit dem Wohnpark kaufte AviaRent auch die beiden Torhäuser an der Dimbeck, die leer stehen und sanierungsbedürftig sind. Nutzungspläne gibt es schon: In einem Torhaus soll eine Kindertagesstätte entstehen, im anderen Senioren-Tagespflege oder Betreutes Wohnen. Für beide Angebote müsste jeweils noch ein Betreiber gefunden werden.
„Wir würden die Kita gerne zeitnah einrichten“, erklärt Sascia Hauke, die bei AviaRent, wo Kindertagesstätten neben Seniorenheimen einen großen Geschäftsbereich bilden, für die Aquise verantwortlich ist. „In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Mülheim“, soll dies geschehen, da man wisse, dass hier Kinderbetreuungsplätze benötigt werden. Welche Summe der Investor für die Herrichtung der denkmalgeschützten Torhäuser veranschlagt, ist derzeit noch nicht bekannt.