Mülheim. Im Mülheimer Tierheim müssen derzeit fast 80 Katzen versorgt werden. Die Vermittlung stockt, weil viele Menschen jetzt in die Ferien gefahren sind. Die 80 Euro Gebühr pro Katze decken die Kosten pro Tier längst nicht.
In der Nacht zum Montag gab es wieder einen typischen Neuzugang: Eine Katze wurde im Transportkorb bei Nacht und Nebel einfach vor dem Tierheim abgestellt – immerhin mit einer Folie gegen den Regen geschützt. Später kamen noch zwei Stubentiger aus Oberhausen dazu.
Fast 80 Katzen hat das Städtische Tierheim, das für Fundtiere aus Mülheim und Oberhausen zuständig ist, inzwischen zu versorgen. In den Unterkünften wird es eng, obwohl auch immer wieder einzelne Tiere vermittelt werden. Aber in der ersten Hälfte der Sommerferien ist das erfahrungsgemäß schwierig, weiß Friedhelm Niederdorf, der seit Jahren das Tierheim gemeinsam mit seiner Frau leitet. „Wir brauchen dringend viele nette Katzenfreunde, die eine oder zwei Katzen adoptieren möchten“, sagt Marion Niederdorf auch mit Blick auf die 58 Samtpfötchen, die aktuell noch in der Quarantäne sind, sowie die ca. 28 Tiere, die sofort vermittelt werden können.
Katzen sind komplett gesund und geimpft
Darunter sind noch etliche Jungkatzen, die im Tierheim landen, weil Katzenhalter ihre Freigänger nicht kastrieren lassen und dann mit deren Nachwuchs überfordert sind. Junge Katzen werden dann samt Mutter ausgesetzt, oder auch allein, nur wenige Stunden alt, wie das muntere Quartett, das Marion Niederdorf gerade liebevoll und mühsam von Hand aufgezogen hat.
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80 Euro Gebühr kostet eine Katze aus dem Tierheim. Kosten, die bei weitem nicht den Aufwand decken. Jeder Neuzugang geht für drei Monate in die für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Quarantäne, damit Krankheiten nicht übertragen werden können. „Die Katzen werden entwurmt, entfloht, zwei Mal gegen Katzenseuche und -schnupfen geimpft“, berichtet Friedhelm Niederdorf. Gechipt und beim Haustierregister „Tasso“ angemeldet wird jedes einzelne Tier, und auch kastriert. Letzteres macht eine großzügige Mülheimerin möglich.
Vermisste Tiere im Tierheim wiederfinden
Aber auch viele kleinen Spenden – Geld oder Futter – helfen. Zwischen 300.000 und 340.000 Euro lassen sich beide Städte zwar je zur Hälfte das Tierheim kosten – für Betrieb und Personal. Doch das reicht kaum aus. „Ohne die vielen Ehrenamtlichen und Spender könnten wir das nicht stemmen“, sagt Mülheims Stadtsprecher Volker Wiebels. Nicht zu vergessen ist auch der Tierschutzverein, der für „Extras“ aufkommt wie Hundeschule und die Kastration von Meerschweinchen und Kaninchen, deren Fruchtbarkeit ja sprichwörtlich ist.
Fundtiere werden oft abgeholt – meistens jedoch sind es die Hunde. Auf der Stadtseite www.muelheim-ruhr.de kann jeder sein vermisstes Tier eintragen – das Tierheim stellt Fundtiere auch dort vor. „Wenn Sie ein Foto von Ihrem vermissten Tier haben, stellen Sie es dort ein“, empfiehlt Friedhelm Niederdorf.
Sorgenkinder suchen ein neues Zuhause
Friedhelm Niederdorf appelliert an die Bürger, sich nicht gleich auf dem Absatz umzudrehen, wenn das ausgesuchte Tier schon vergeben ist, weil jemand schneller entschlossen war. „Das wäre schade, denn wir haben so viel Auswahl an Katzen“, meint er, vom quirligen Katzenkind bis zum gesetzten Katzensenior. Jedes Tier hat seine Eigenarten, ist besonders liebebedürftig oder eigensinnig – und die Tierheimmitarbeiter kennen den Charakter ihrer Schützlinge genau.
Besonders am Herzen liegen Marion Niederdorf derzeit die zehn Norwegischen Waldkatzen, die das Veterinäramt aus schlechter Haltung sichergestellt hat. Die bildschönen, reinrassigen Tiere sind zwischen acht und zehn Jahre alt, sehr zutraulich, freundlich und sozial. Jeder Tierheim-Besucher wird sofort umschnurrt. Die sechs Kater und vier Katzen sind leider teilweise positiv auf den Corona-Virus getestet worden. Das kann, muss aber nicht, zu FIP, der Bauchwassersucht, mutieren, was die Lebensdauer verkürzt, erklärt Marion Niederdorf. Wegen der Ansteckungsgefahr für andere Katzen dürfen diese Tiere keinen Freigang haben und sollen auch nicht zu anderen Katzen vermittelt werden. „Wir würden die Norweger gern als Doppelpack vermitteln, weil sie es gar nicht kennen, einzeln gehalten zu werden“, sagt Marion Niederdorf. „Diese Tiere haben ein so tolles Wesen, sie haben eine zweite Chance verdient“, hofft sie.