Mülheim. Iris Mamsch päppelt Tierkinder auf. Zurzeit beherbergt sie kleine Findlinge, die beim dem großen Pfingststurm von den Bäumen gefallen sind. Rund um die Uhr kümmert sich die Heimaterdlerin um ihre pelzigen und gefiederten Gäste. Die Biologielehrerin ist mittlerweile Expertin für Vögel in Not.
Peter, Bob und Justus-Jonas werden gerade gefüttert. Herzerweichend piepsend, mit gaaanz weit aufgerissenen Schnäbeln sitzen die drei Elster-Küken, gerade drei Wochen alt, in ihrem Ersatz-Nest und betteln Iris Mamsch an.
Die legt, gerecht wie eine Mutter, abwechselnd Beo-Perlen in die Schnäbel, träufelt ihnen Flüssigkeit mit der Pipette ein. Ergänzt wird die Ernährung mit Bienen-Drohnen, Heimchen, Hühnerherzen, Mehlwürmern und später auch mit Obst. Ganz normale Elsterkost eben.
Einen Meter entfernt steht der kleine Käfig von Floh, einem sieben Wochen alten Eichhörnchen-Baby, das gemütlich in seiner Handtuchhöhle wuselt und schon Nüsse hortet, wie Iris Mamsch erfreut berichtet. Knacken kann er sie noch nicht. Erst wenn er das mit rund drei Monaten gelernt hat, ist er reif für ein Leben in Freiheit.
Noch aber nimmt die Biologielehrerin die Kleinen täglich mit in die Schule, füttert sie dort regelmäßig. Die vier Jungtiere sind die Neuzugänge im tierlieben Haus auf der Heimaterde, verwaiste Opfer des starken Sturms am Pfingstmontag, die ein vorübergehendes Zuhause in Mülheim gefunden haben.
„Ich bin seit einem Jahr als offizielle Pflegestelle für Tiere gemeldet. Bislang habe ich mich hauptsächlich um Vögel gekümmert, ziehe gerade vier Dohlen, eine Aaskrähe und 15 Enten auf, die wegfliegen, sobald sie gesund oder flügge sind“, betont die Biologielehrerin.
Die Wildtiere werden nicht gezähmt, sondern gepflegt, um sie wieder auszuwildern
Wichtig ist es ihr, auch anderen Menschen zu vermitteln: „Die Wildtiere werden nicht gezähmt, sondern gepflegt, um sie wieder auszuwildern.“ Wer ein Tier finde, solle es entweder beim zuständigen Tierheim oder beim Tierarzt abgeben.
UnwetterInzwischen hat sie Floh, der den Namen bekommen hat, weil er eben völlig verfloht war, in die Hand genommen. Zutraulich und neugierig krabbelt er durch den Ärmel in ihr Shirt, knuspert später an ihrem Finger – ein Zeichen, dass er schon wieder Hunger hat. „Einige Findel-Tierkinder haben nicht überlebt, waren wohl schon zu dehydriert oder hatten innere Verletzungen“, sagt Iris Mamsch. Aber der kleinen Floh wird es wohl schaffen, freut sie sich.
Nachdem sie ihre anderen Gast-Vögel im großen Garten gezeigt hat und die zutrauliche Dohle Houdini, die aus Münster zu ihr gebracht wurde, ihr einige Geschichten ins Ohr gekrächzt hat, hat sich das Hörnchen zum ersten Mal alleine seinem Futterschälchen zugewandt. „Das ist total toll! Der erste Schritt in die Selbstständigkeit, er frisst“, ruft die dreimalige Mutter begeistert. Ihre Geduld der ersten Tage wird durch die raschen Fortschritte ihrer Schützlinge belohnt.