Mülheim. . Uta Kött und Melanie Wills sind Streicheltanten und engagieren sich so im Tierheim an der Horbeckstraße. Als Ehrenamtliche besuchen sie die Samtpfoten, die derzeit kein Zuhause haben, und sind vor allem für eines da: Zum Schmusen.

Henry fährt die ganz große Charme-Offensive auf: Um die Beine streichen, mit dem Köpfchen anstupsen und dabei herzerwärmend schnurren. Der kleine Kater weiß, wie man Menschen um die Pfote wickelt. Und auch um Uta Kött ist es offensichtlich schon ein bisschen geschehen. Hingebungsvoll streichelt die blonde Frau das kleine Fellbündel zu ihren Füßen, dann nimmt sie Henry auf den Arm und drückt ihn an sich.

Ganz klar, die 56-Jährige ist voll in ihrem Element – schließlich ist sie Streicheltante im Tierheim. „Seit zwei Jahren kümmere ich mich jetzt um die Katzen“, erzählt Uta Kött. Vorher, da ist sie mit den Hunden des Tierheims spazieren gegangen. Doch wegen ihrer Krankheit – sie hat Multipler Sklerose – war das irgendwann nicht mehr möglich, das Laufen macht ihr Schwierigkeiten. Doch statt das Handtuch zu werfen, hat die Tierfreundin einfach umgesattelt. Was ihr nicht sonderlich schwer fiel, hatte sie zu der Zeit doch bereits zwei eigene Katzen zu Hause.

„Hätte ich die Tiere nicht, wäre es mit meiner Krankheit noch viel schlimmer“, ist Uta Kött überzeugt und gesteht mit Blick auf ihr Ehrenamt: „Ich hab mich schon ein paar Mal so verliebt in eine der Katzen, dass ich geheult habe, als sie vermittelt worden ist.“ Aber wenn dann die Rückmeldung komme, dass die Samtpfote sich wohl fühle in ihrem neuen Zuhause, freue sie sich einfach mit dem Tier. „Ich hab manchen neuen Besitzern auch schon Tipps gegeben, weil ich die Katzen ja schon gut kannte“, berichtet Uta Kött.

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Freiwilliges Engagement ist wertvolle Unterstützung

Aus Sicht von Tierheim-Leiterin Marion Niederdorf ist das freiwillige Engagement der Streicheltanten eine wertvolle Unterstützung: „Die Katzen brauchen Beschäftigung und Ansprache. Manche sind so scheu, dass sie erst allmählich Vertrauen zu Menschen fassen“, beschreibt die Tierheim-Leiterin. So ein Kandidat war auch Scotty. Der Kater hatte offenbar zuvor nicht viel Kontakt zu Menschen, war zwar neugierig, ließ sich aber nicht anfassen oder hochnehmen.

Heute führt er ein wunderbares Katzenleben bei Melanie Wills und ihrer Familie. Die 30-Jährige hat sich der zurückhaltenden Samtpfote ganz allmählich genähert und so ihr Vertrauen gewonnen. „Mit Ruhe und Gelassenheit“, sagt Melanie Wills, habe sie Scotty davon überzeugt, dass nicht alle Zweibeiner schlecht sind. Jetzt kommt die junge Frau regelmäßig ins Tierheim, hat sich bereit erklärt, ebenfalls Streicheltante zu sein. Denn, so sagt sie: „Es gibt ja nicht nur ein scheues Tier hier im Tierheim.“

Marion Niederdorf nickt und freut sich über den ehrenamtlichen Einsatz. Auch wenn mancher Besuch so ausgeht, wie der kürzlich von Streicheltante Uta Kött: Sie hat vor wenigen Wochen eine weitere Katze bei sich zu Hause aufgenommen – natürlich eine aus „ihrem“ Tierheim an der Horbeckstraße – Ehrensache!