Mülheim.. Tierschützer beklagen überforderte Halter. Reptilien werden im Mülheimer Tierheim aber nur selten abgegeben. Die Tierheimleiterin fände es wünschenswert, wenn es für Reptilien einen Sachkundenachweis geben würde, wie für die Hundehalter.
Als die giftige Monokel-Kobra, die aus ihrem Mülheimer Terrarium flüchten konnte und tagelang unauffindbar blieb, vor einigen Jahren die Stadt in Atem hielt, wurde auch über artgerechte Haltung von Reptilien diskutiert. Immer mehr überforderte Halter geben inzwischen ihre Schlangen, Kröten, Eidechsen in den Tierheimen ab, ergab jetzt eine Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes. Der hiesige Tierschutzverein weiß von anderen Städten, die „schon eine Art Zoo aufmachen“ könnten, sagt Heidrun Schultchen, erste Vorsitzende.
Das städtische Tierheim nimmt vor allem Fundtiere auf, vermittelt gelegentlich aber auch Abgabetiere. Selten sind Reptilien oder Spinnen dabei, auch wenn es immer mal wieder die eine oder andere Anfrage gibt. Meist geht es dann um kleinere Tiere wie Bartagamen, Wasserschildkröten oder Geckos. Vor einigen Wochen musste dringend ein neues Zuhause gefunden werden für die Heimtiere eines Mannes, der eine Haftstrafe antrat: zwei Katzen, ein Hund – und zwei kleinere Nattern, allerdings ungiftige, wie Tierheimleiterin Marion Niederdorf berichtet.
Kleine Reptilien können große Kosten verursachen
Die Reptilien, erinnert sie sich, waren unterernährt, ausgedörrt, hatten keine Bademöglichkeit und wurden in ihrem Terrarium nicht warm genug gehalten. Für solche Exoten ist das Tierheim nicht ausgerüstet und muss selbst Fachleute für eine fachgerechte Unterbringung einschalten. „Das kommt dann immer ganz auf die Art an.“
Im Internet greift mancher schnell zu, der sich vorher nicht überlegt hat, dass das kleine Reptil später auch große Kosten verursachen kann. Viele Exoten sind anspruchsvoll in der Haltung. Spontankäufer wissen oft nicht, wie groß das Tier werden kann und unterschätzen auch die Energiekosten, denn Wärmelampen sind für die Haltung vieler Reptilien unerlässlich. „Das kann dann schon ins Geld gehen“, sagt Marion Niederdorf. „Es wäre wünschenswert, wenn es für Reptilien einen Sachkundenachweis geben würde, wie für die Hundehalter“, meint die Leiterin des Tierheims.