Mülheim. . Der Jahresumsatz des Mülheimer Familienunternehmens bleibt mit 7,82 Milliarden Euro stabil. Kik gilt als Gewinner der Branche. OBI ist auf Erfolgsspur und Kaiser’s Tengelmann steht vor Veränderungen.

Den WM-Pokal hält Karl-Erivan W. Haub, Geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann bereits in den Händen – aufblasbar in den Deutschland-Farben und mit dem Firmen-Logo versehen. Haub ist Fußball-Fan, und bevor er zu Umsatzahlen, Märkten und Chancen kommt, erzählt er erst einmal von früheren Weltmeisterschaften, die er als Kind erlebt hat und er erzählt, dass es am Sonntagabend bei ihm zu Hause im Garten argentinische Steaks zu essen gibt. Es hätten auch holländische Käsehäppchen sein können...

Das Familienunternehmen aus Speldorf präsentiert sich in guter Verfassung: 73.000 Menschen arbeiten für die Gruppe, in 19 europäischen Ländern ist Tengelmann mit seinen Töchter vertreten – und die Suche nach neuen Märkten ist bei Haub eine ständige. Die Digitalisierung der Welt, die Einkaufen rund um die Uhr ermöglicht, den Kunden ein schier unendliches Angebot unterbreitet – für Haub ist es eine spannende Welt voller Chancen für Unternehmer. Die Unternehmensgruppe baut ihren Online-Bereich denn auch weiter aus, die Verzahnung vom stationären und vom Online-Angebot wird immer wichtiger, greift immer stärker ins Tagesgeschäft ein.

Vorjahresniveau gehalten

7,82 Milliarden Euro Umsatz machte die Unternehmensgruppe aus Speldorf im vergangenen Jahr, damit wurde das Vorjahresniveau gehalten, obwohl es wegen der langen Frostperiode zunächst danach nicht ausgesehen habe, betont Haub. Der Blick auf das aktuelle Jahr stimmt ihn optimistisch. Die Zahlen seien sehr gut. Woran es liegt? „Wir machen halt gute Arbeit.“ Der Textildiscounter Kik ist inzwischen zum Branchen-Primus aufgestiegen, OBI expandiert erfolgreich, der gesamte E-Commerce weist die dynamischste Entwicklung auf.

Wechsel im Finanzvorstand

Alfried Bührdel wird zum 1. September neuer Geschäftsführer Finanzen der Unternehmensgruppe Tengelmann und tritt damit die Nachfolge von Dr. Jens-Jürgen Böckel an, der in den Ruhestand tritt.
Bis zu diesem Jahr war Bührdel langjährig bei der Ströer Out-of-home-Media AG als Finanzvorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender tätig. Zuvor war er unter anderem annähernd zehn Jahre in unterschiedlichen Management-Positionen für die Bertelsmann AG im In- und Ausland tätig.
Karl-Erivan W. Haub dankte zum Abschied Dr. Böckel „für seine über 14-jährige loyale und erfolgreiche Tätigkeit für unser Familienunternehmen“.

Ein möglicher Umbau steht bei Kaiser’s Tengelmann bevor, wo die Zahl der Märkte reduziert wird. Gerade in diesen Tagen werden weitere Filialen, darunter an der Leineweberstraße, geschlossen. So manche Filiale, sagt Haub, sei schon länger nicht mehr rentabel. „Das haben die Kunden entschieden.“ Dass manche Kunden dennoch über die Schließung traurig sind, so wie auch in der Mülheimer Innenstadt, kann Haub nachvollziehen. Eine andere Wahl habe er aber nicht.

Am Ende kommt Haub noch einmal auf den Fußball zu sprechen und auf die Politik und die Wirtschaft in Deutschland, die insgesamt glänzend dastehe. „Für viele Länder sind wir ein Vorbild.“ Deshalb sei es falsch, „ohne Not“ falsche Zeichen zu setzen, kritisiert er und bezeichnet die vorgezogene Rente wie auch den verordneten Mindestlohn als verkehrt. „Wir verspielen damit ein bisschen die Zukunft der nächsten Generation.“ Statt dessen wünschte er sich mehr Mut zu innovativen Ideen – einschließlich Börsengängen.