Mülheim. . Die Unterbringung von bis zu 150 Flüchtlingen wird genutzt, um Mülheimer Bürger zu beunruhigen. Es werden gezielt Gerüchte gestreut. Die SPD reagiert mit einer Kundgebung „Solidarität mit Flüchtlingen“ auf dem Rathausmarkt.

Die Kirchengemeinde St. Mariae Rosenkranz in Styrum ist tief besorgt wegen einer Demo, die am Donnerstag stattfinden und ausgerechnet an der Kirche ihren Lauf nehmen soll – Richtung Rathaus.

Die Demo läuft unter dem Thema Ghettoisierung im Stadtteil und richtet sich gegen die Unterbringung von bis zu 150 Flüchtlinge in den leer stehenden SWB-Häusern an der Gustavstraße. „Der Gemeinderat distanziert sich ausdrücklich von dieser Demo. Kirche kennt keine Fremden“, betont die Gemeindereferentin Sigrid Geiger.

Hetze gegen die Unterbringung von Flüchtlingen

Recherchen ergaben, dass die Demonstration von Leuten organisiert wird, die in den sozialen Netzwerken des Internets Freunde aus der rechten Szene (Pro NRW) haben, die auch andernorts gegen die Unterbringung von Flüchtlingen hetzen. Mehrfach wurden dann gestern auch Warnungen geäußert, sich von den Rechten nicht missbrauchen zu lassen. „Bürger sollen hier für dumm verkauft werden“, hieß es. Die SPD reagiert mit einer Kundgebung „Solidarität mit Flüchtlingen“ um 17.30 Uhr auf dem Rathausmarkt auf die Demo.

„Es steht zu befürchten“, sagt Bezirkspfarrer Michael Manz, „dass bestimmte Gruppen im Land die Lage ausnutzen zur Erreichung ihrer Ziele gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.“ Manz kritisiert aber auch zu späte Informationen durch die Stadtverwaltung über das, was in Styrum passieren soll.

Akt der Menschlichkeit

Die Kirchengemeinden im Stadtteil wie auch die politischen Parteien sehen in der Unterbringung der Flüchtlinge einen Akt der Menschlichkeit. Es werden Menschen aus Syrien und dem Irak sein. Allerdings machen Gerüchte die Runde, dass Rumänen und Bulgaren dort einziehen und bald Zustände wie in Duisburg oder Dortmund herrschten. Dies stimme ebenso wenig wie der Vorwurf, dass der SWB im letzten Jahr die Wohnungen leer gezogen habe, um dort gezielt Asylbewerber unterzubringen, betont ein Sprecher der Stadt. Die Häuser sollten abgerissen werden und Neubauten Platz machen.

Die Stadt hat zugesichert, dass sie rund um die Uhr vor Ort eine Betreuung installieren wird. Bis zum Herbst sollen die Wohnungen an der Gustavstraße hergerichtet werden. „Wir hatten auch in der Vergangenheit dort schon mal zwischen 30 und 40 Menschen aus dem Irak wohnen – ohne Probleme“, so die Stadt. Pfarrer Manz baut auf gute Aufklärung, zu der die Lukaskirchengemeinde selbst beitragen will, und er setzt auf die starken Netzwerke in Styrum, die seit vielen Jahren in Notlagen Hilfe leisten – unabhängig von der Herkunft. „Der Stadtteil hat darin Übung.“