Mülheim. Die Schullaufbahn des Mülheimer Gymnasiasten Björn Höppner funkelt wie ein frisch polierter Neuwagen. Ihr krönender Abschluss soll ihn über ein Studium im Ausland in ein paar Jahren zum Traumjob in der Automobilbranche führen.
Dass es gut werden würde, ja, damit hatte er schon gerechnet, aber so gut? Björn Höppner hat sein Abitur an der Luisenschule mit 870 von 900 möglichen Punkten gemacht. 102 Seiten umfassten allein seine Unterlagen für die Deutsch-Prüfung. „Er hätte durchaus auch weniger lernen können“, sagt sein Vater. Kein Satz, der zum Standardrepertoire von Eltern gehört.
870 Punkte – das ist kein Schnitt von Einskomma-Irgendwas sondern von 0,7 oder 0,8, ganz genau weiß Björn das nicht – obwohl Mathe eines seiner Lieblingsfächer war... Doch auf diese eine Nachkommastelle kommt es nun wirklich nicht an – schließlich ist der „Super-Schüler“ ja auch mittlerweile außer Dienst. Vorerst. Denn natürlich will er studieren: International Business, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes – ein Studienplatz in England oder Schottland soll es sein.
Zukunftsplan steht bereits fest
Da vorher aber noch diverse Tests anstehen und der Platz erst im Wintersemester 2015 zu haben ist, steht jetzt theoretisch ein Jahr Pause an. Praktisch jedoch scheint Björn kein Typ fürs Nichtstun zu sein: Um mal zu sehen, „wie Studieren so ist“, hat er sich für einen Chemie-Studienplatz in Essen und einen Jura-Platz in Düsseldorf beworben. „Vielleicht begeistert es mich auch – dann mache ich weiter“, sagt Björn.
Aber eigentlich ist sein Zukunftsplan bereits in Stein gemeißelt: Die Automobilbranche hat es ihm angetan. „Schon seitdem ich klein bin, faszinieren mich Autos.“ Aber warum dann „International Business“ und nicht Mechatronik oder Ingenieurwesen? Weil es ins Personalmanagement gehen soll. Dieser junge Mann weiß genau, was er will.
Ein Streber? „Solche Äußerungen nehme ich mit Humor“, sagt Björn. Kann er auch, denn seine Schullaufbahn ist so glänzend wie ein frisch polierter Neuwagen. Nirgends Dellen oder Kratzer, der 18-Jährige scheint immer und überall gut klar gekommen zu sein. Na gut, zwei winzige Kratzer gibt es doch. Der erste stammt noch aus der Grundschulzeit: da gab es im Grammatik-Test eine Fünf –er habe schon die Aufgaben nicht verstanden, sagt Björn.
Dritter bei der WM im Sport Stacking
Der zweite kleine Kratzer entstand in der sechsten Klasse, als eine Lehrerin meinte, Björn habe eine Lese-Rechtschreibschwäche. Das ließ sich zwar nie belegen, trotzdem fand Björn, dass er handeln müsse. Im Fernsehen hatte er gesehen, dass „Sport Stacking“, also das irrsinnig schnelle Auf- und Abbauen von speziellen Bechern, die Koordination der beiden Gehirnhälften verbessere, also wurde das sein neues Hobby. Und weil Björn nichts „nur so nebenher“ macht, brachte er es nicht nur zum Stadtmeistertitel sondern wurde auch Dritter bei der WM in Dallas.
Neben Bechern stapelt Björn auch noch Würfel, fotografiert, spielt Handball und trainiert eine F-Jugend-Mannschaft. Und neuerdings macht er tatsächlich „auch mal weniger produktive Sachen“, denn als Nicht-Mehr-Schüler und Noch-Nicht-Student hat man plötzlich ziemlich viel Zeit. Schließlich fällt auch das Engagement in Schülervertretung und Umwelt-AG jetzt weg. Wie wär’s mit ein bisschen Rechtschreibtraining? Überflüssig. Das Stacking scheint nämlich gewirkt zu haben.