Mülheim. Die am Flughafen angesiedelten Unternehmen wollen das Aus für den Flugplatz Essen/Mülheim nicht ohne weiteres hinnehmen – und kündigen juristischen Widerstand an. Die IHK sieht im Ausstieg aus dem Fluggeschäft einen sehr großen Fehler für die Wirtschaft.
Während auf die Stadträte der Druck wächst, den Ausstieg aus dem Flugverkehr am Flugplatz Essen/Mülheim zu konkretisieren und in einem Zeitplan zu fixieren, melden die Unternehmen Widerstand an. „Wir werden mit Sicherheit das Feld nicht kampflos räumen“, betont Ulrich Langenecker, Geschäftsführender Gesellschafter der Fachschule für Luftfahrzeugführer, die dort seit 1963 ansässig ist. Alle Unternehmen am Flugplatz hätten sich juristisch beraten lassen, mit Widerstand müssten die Städte rechnen, sagt er.
Überhaupt sieht Langenecker rechtlich wenig Chancen für die Städte als Gesellschafter des Flughafens, den Unternehmen einfach die Existenz zu entziehen. „Allein wir haben hier rund 45 Arbeitsplätze, bilden jährlich rund 100 Piloten für Airlines in ganz Deutschland aus. Auch wir haben langfristige Verträge, die wir einhalten müssen.“ Man sei hier kein Hobbyverein! Sollte es zu juristischen Auseinandersetzungen kommen, rechnet Langenecker mit jahrelangen Auseinandersetzungen. Die Unternehmen fragen sich: Wo sollen wir denn hin?
Die beiden Städte und auch das Land als dritter Gesellschafter, der zum Ende des Jahres aus der Flughafen GmbH aussteigen will, sind nicht länger bereit, jährlich rund 900.000 Euro Defizit auszugleichen. Die beiden Stadträte haben mit großer Mehrheit den Ausstieg aus dem Fluggeschäft beschlossen. Für die Wirtschaft bleibt dies ein großer Fehler. Dr. Gerald Püchel, Hauptgeschäftsführer der IHK, macht noch einmal deutlich, dass er durchaus Bedarf in der Region für einen kleinen Geschäftsflughafen sieht.
Sieben Unternehmen mit 120 Beschäftigten
Angesiedelt sind am Flugplatz Essen/Mülheim derzeit sieben Unternehmen mit rund 120 Beschäftigten. Daneben vier Vereine, deren Mitgliederzahl bei rund 500 liegt.
Langfristige Verträge mit der Stadt Mülheim haben das Luftfahrtunternehmen WDL bis 2025 und der Aero-Club bis 2034. Für die anderen Unternehmen gibt es keine verträglichen Bindungen. Namhafte Gutachter sehen kein Problem darin, den Flugplatz zu einem Sonderlandeplatz herunterzustufen. Ein Streitpunkt dabei ist jedoch, welche Infrastruktur die Stadt vorhalten müsste.
Abenteuerliche Diskussion
Langenecker geht noch weiter: „Würde man die Restriktionen abbauen, einem Investor das Geschäft übertragen – die Städte würden nicht in den Flughafen einzahlen müssen, sie würden Gewinne rausziehen.“ Doch stattdessen habe man dem Unternehmen Flugplatz Fesseln angelegt, die zu einem Minusgeschäft führen müssen. Der Landesrechnungshof hat sogar die Rechnung aufgemacht, dass der Flugplatz den Steuerzahler bis 2034 rund 55 Mio. Euro kostet.
Bis 2034, so lange laufen die Verträge mit dem Aero-Club Mülheim, ein Verein mit rund 300 Mitgliedern. Auch deren Vorsitzender, Willi Budde, denkt nicht an einen Rückzug oder eine vorzeitige Aufgabe. Die Diskussionen um den Ausstieg nennt er abenteuerlich und aus wirtschaftlicher Sicht unverantwortlich. „Die Stadt könnte eine Verlagerung unseres Vereins gar nicht finanzieren. Und wo sollen wir hin? Schwarze Heide? Dann wäre der Verein kaputt.“
Budde pocht auf die Einhaltung des Vertrages und auf Erhalt der Infrastruktur. Dass der Aero-Club mit einer grünen Wiese auskommen könnte, hält Budde für abwegig. Und was den Lärm, jenseits der Hubschrauber, angeht, verweisen Unternehmen wie Aero-Club auf den Flugverkehr aus Düsseldorf. Für den wollen sie nicht büßen.