Mülheim. Seit Jahrzehnten ist das Thema “Flughafen“ ein Streitthema. In dem Konflikt um den Ausstieg aus dem Flughafen Essen/Mülheim mischt sich nun die eigentliche Frage: Was soll mal auf den Ruhrhöhen entstehen? Was aus dem Areal mal werden? Lösungsansätze wären eine Wohnfläche oder ein Gewerbegebiet.

Einem Politiker rutschte in dieser Woche mal das Wort vom „Fluchhafen“ über die Lippen, womit er vielen aus dem Herzen sprechen dürfte. Seit Jahrzehnten wird gestritten über Ausstieg, Ausbau und darüber, was denn nun mal werden soll mit dem riesigen Areal auf den Ruhrhöhen.

„Was wollen wir eigentlich?“, fragte jetzt auch der Vorsitzende des Planungsausschusses Dieter Wiechering, der das Spiel immerhin auch schon 30 Jahre beobachtet. Die SPD will die Antwort von denen, die den Ausstieg aus dem Flugbetrieb beschlossen haben, darunter auch die Genossen aus Essen. Dabei gibt es längst Antworten, Gutachten, und die SPD selbst hatte vor der Wahl noch einmal vorgeschlagen, eine Art Runden Tisch zur Frage „Was wollen wir?“ zu veranstalten. Passiert ist nichts, erst recht wurde nichts auf den Weg gebracht.

Für eine Drittellösung ausgesprochen

Die Grünen haben sich vor Zeiten bereits für eine Drittellösung ausgesprochen – unter ökologischen Gesichtspunkten: ein hochwertiges umweltverträgliches Gewerbe, Wohnen, Freiflächen. „Für ein hochwertiges Gewerbe wäre diese Fläche wegen der Autobahnnähe geradezu ideal“, sagt Hubert Niehof, der bis vor kurzem noch den Umweltausschuss leitete.

Eine Ausweitung von Gewerbe auf den Flughafen wäre auch für den Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier eine erste Wahl. „Angesichts der desolaten Gewerbeflächensituation in Mülheim halten wir Verbesserungen für dringend erforderlich.“ Doch er hat schon am Rande des Flughafens im interkommunalen Büro- und Gewerbepark an der Brunshofstraße Probleme, derartige Flächen zu vermarkten. Der Grund: Die Politik ließ dort zwar Gewerbe zu, machte aber etliche Einschränkungen, darunter bei Lagerplätzen und Lagerhallen. „Das macht es gerade für den Mittelstand unattraktiv“, bedauert Schnitzmeier und wünscht, dass derartige Nutzungseinschränkungen fallen gelassen werden.

Viele ökologische Aspekte spielen eine Rolle

Dass das Flughafengelände eines Tages eine große Wohnfläche werden könnte, glaubt Schnitzmeier nicht: Allein schon wegen des zunehmenden Flugverkehrs in Düsseldorf dürfte aus seiner Sicht dort Wohnen eher lauter und damit unattraktiver werden. An eine neue Wohnsiedlung glaubt auch der Leiter des städtischen Planungsamtes, Jürgen Liebich, nicht: Er sieht mit Blick auf die prognostizierte Einwohnerzahl und auf den regionalen Flächennutzungsplan Probleme. In dem Plan ist die Flughafenfläche weiß schraffiert, was bedeutet: Es ist offen, was dort mal hinkommt, je nach politischer Entscheidung. Für Liebich spielen auf dem Gelände viele ökologische Aspekte eine Rolle. Und: „Bevor dort etwas Neues geplant und entwickelt werden kann, müsste der Flughafen erstmal aus dem Luftverkehrsgesetz NRW entlassen werden.“ Dann, so der Planungsamtsleiter, sollte auch ein städtebaulicher Wettbewerb auf den Weg gebracht werden. Am Ende bleibt die Frage: Was will die Stadt?