Mülheim.
Erneute Turbulenzen drohen dem Wohnpark Dimbeck, der vor gut einem Jahr aus der Insolvenz heraus übernommen worden war. Die aktuelle Eigentümerin Anderson Holding AG und der Mülheimer Energiedienstleister Medl streiten heftig um ausstehende Heizkosten.
„Unsere Wärmelieferungen, die ordnungsgemäß laufen, werden nicht bezahlt“, erklärt Medl-Geschäftsführer Hans-Gerd Bachmann. Alle Monatsrechnungen für 2012 habe Anderson noch beglichen, seither aber seien Rückstände in Höhe von 175.000 € aufgelaufen. Neulich hätten sie rund 24.000 € für Juni bezahlt, blieben noch 150.000 € offen. „Vor vier Wochen haben wir Anderson angeboten, wenn sie die Hälfte zahlen, würden wir auf eine Sperrung verzichten“, sagt Bachmann. Die Antwort sei über einen Anwalt gekommen: „Wir sollten berücksichtigen, dass dort alte Leute im Haus sind...“
Keine Stellungnahme von neuem Vorstand
Gegenstand der Auseinandersetzung ist, zumindest vordergründig, der Zustand der Heizungsanlage mit Kesselhaus, die Medl 2006 – noch im Auftrag der damaligen Betreiber Engelbertus-Gesellschaften – errichtet hatte. Nach deren spektakulärer Insolvenz war der Wohnpark Dimbeck zum 1. Juli 2012 durch die Anderson Holding mit Sitz in Berlin übernommen worden, die sich nach eigener Darstellung auf die Sanierung mittlerer und größerer Unternehmen spezialisiert hat und bundesweit mehrere Senioreneinrichtungen betreibt.
Als Vorstand fungiert, neuerdings, Susanne Palmer, die zuvor als Verwaltungsleiterin tätig war. Zur Lage an der Dimbeck mag sie sich nicht äußern, „um Irritationen zu vermeiden“. Nach wie vor gültig sei jedoch die Stellungnahme, die ihr Vorgänger Günther Schriver Ende Mai gegenüber der NRZ abgegeben hatte: Man habe die Zahlungen an die Medl um 50 Prozent gemindert, da die Heizungsanlage „überdimensioniert und unzureichend“ sei, mit mangelhaft isolierten Rohren.
Medl-Chef lobt Pflege-Qualität des Hauses
Diese Argumente weist der Medl-Chef zurück: Die Personen, die das Haus seinerzeit unter dem Dach von Engelbertus konzipierten, hätten gegenüber den Baufirmen „zwingend einen niedrigeren Qualitätsstandard der Wärmeleitungen verlangt. Wir sind dafür nicht verantwortlich.“ Die Anderson Holding habe bei Übernahme die Baumängel des Hauses kennen müssen.
Andererseits lobt er ausdrücklich die pflegerische Qualität des so gut wie ausgebuchten Hauses mit 95 stationären Plätzen, das auf beste Noten verweisen kann. Bachmann hat bereits eine Krisensitzung einberufen, an der u.a. Vertreter von DRK, Krankenhäusern, anderen Heimträgern und der Feuerwehr teilnahmen. Auch die Heimaufsicht sei eingeschaltet.
Vom angekündigten Ausbau keine Spur
Rund 50 Einheiten für Betreutes Wohnen umfasst der Wohnpark Dimbeck neben den stationären Pflegeplätzen. 30 weitere sollten in den Torhäusern des Gebäudes entstehen, hatte der damalige Vorstand der Anderson Holding im vergangenen Herbst angekündigt. Um gehobenen Standard anbieten zu können, wolle man diesen Trakt für rund zwei Millionen Euro sanieren. Im Sommer 2013, also jetzt, sollten die ersten Wohnungen bezugsfertig sein. Doch davon ist nichts zu sehen. „Die Torhäuser stehen leer, dort tut sich nicht viel“, bestätigt ein Mitarbeiter des Wohnparks.
Auch in anderen deutschen Senioreneinrichtungen, die die Anderson Holding in den vergangenen Jahren in wirtschaftlich kritischen Situationen übernommen hatte, waren diverse Lieferantenrechnungen nicht beglichen, teilweise sogar Gehälter nicht gezahlt worden. Dies gilt etwa, wie Medienberichte sowie Aussagen eines früheren Mitarbeiters bestätigen, für drei Häuser der Kette BonneVie, an denen Anderson zeitweise beteiligt war.
Innerhalb von zwei Jahren wurden alle diese Einrichtungen an neue Betreiber verkauft.