Mülheim. . Beim WAZ-Lesercafé im Mintarder Reitercasino zeigen sich viele Bürger enttäuscht: „Wir sind der vergessene Stadtteil“, finden sie und fühlen sich von der Stadtverwaltung stiefmütterlich behandelt. Dazu gehört auch die Kappung der Buslinie 132.
„Wir sind der vergessene Stadtteil“, finden die rund 25 Mintarder, die sich zum WAZ-Lesercafé im Reitercasino am Niedener Hof eingefunden haben. Sie sind über die stiefmütterliche Behandlung ihres Dorfes seitens der Mülheimer Verwaltung enttäuscht bis verärgert. Mintard, das erst 1975 eingemeindet wurde und zuvor zu Kettwig zählte, habe doch einiges zu bieten (schöne Natur, älteste Kirche Mülheims, spannende Fußballspiele, aktive Vereine, engagierte Bürger, tolle Konzerte, viele Feste). „Zu uns kommen Sportler, Hochzeitsgesellschaften und Touristen. Wir könnten ein Aushängeschild Mülheims sein, aber so behandelt uns die Stadt Mülheim nicht“, meint Wolfgang Budde, Vorsitzender von „Wir in Mintard“.
Thema Nummer 1 im Stadtteil ist und bleibt das Parken. Dazu wird es zwar am kommenden Dienstag um 19 Uhr eine Infoveranstaltung (u.a. auch mit Vertretern der Fachämter und der Kirche) im Pfarrsaal geben, aber auch beim Lesercafé wird gleich heftig darüber diskutiert. Vor allem dann, wenn Fußballspiele auf den Plätzen von Blau-Weiß Mintard stattfinden, werde - so berichten alle - „wild hin und her geparkt“ - etwa auch auf dem Bürgersteig der August-Thyssen-Straße. Verkehrsgefährdend und unfallträchtig sei diese Parkerei, beklagen die Mintarder seit langem. „Und die Stadt hat es immer noch nicht hingekriegt, dass wir Parkplätze bekommen.“
Stadt will wohl konkretere Vorschläge vorbringen
„Wir müssen selber eruieren, wo weitere Parkplätze geschaffen werden können“, meint Oliver Walter, der in den neuen Häusern an der August-Thyssen-Straße wohnt – eine Baumaßnahme, der auch Parkraum zum Opfer fiel. Fest steht: „Wenn man Gelände von Privatleuten kaufen müsste, würde das die Sache finanziell sprengen“, so Friederich Momm. Aber wo ließen sich Plätze realisieren? Die Stadt will Dienstag wohl konkretere Vorschläge vorbringen. Viele Anwesende sehen den Sportverein in der Pflicht, noch mehr auf seine Mitglieder und Gäste einzuwirken, damit diese ordnungsgemäß parken. „Man muss den Verein aber auch loben, beim letzten Turnier war die Situation super“, so Walter.
Auf die Palme bringt die Mintarder auch, dass die Buslinie 132 gekappt wurde. „Erst sind wir von Kettwig abgeschlossen worden, jetzt müssen wir in Saarn umsteigen, wenn wir in die Innenstadt wollen“, beklagt z.B. Liane Budde. Und das, obwohl man an die 800 Unterschriften für den Erhalt der Linie gesammelt habe. „Kinder, die zur weiterführenden Schule wollen, müssen sogar zwei Mal umsteigen“, ergänzt Marita Kührlings. Außerdem fahre der Bus zurück nach Mintard nur stündlich. Dort aber gebe es viele ältere Leute ohne Auto. „Ohne Pkw bist du hier jetzt aufgeschmissen“, findet Lothar Giesen. Die Forderung der Mintarder: Zurück zur durchgehenden Buslinie bis zum Hauptbahnhof.
Lärm ist weniger geworden
Zurück haben wollen die Mintarder auch ihre Schiffshaltestelle, die vor einigen Jahren „ohne Bürgerbeteiligung“ gestrichen worden sei. Wolfgang Budde süffisant: „Bei der Stadt hat man mir erklärt, dass der Anleger sich nicht rechnet, wir könnten ihn aber wiederkriegen, wenn wir einen touristischen Rundgang durch Mintard mit Kaffeetrinken anbieten würden.“ „Und warum hat Dicken am Damm dann noch einen Anleger, dort gibt es sowas ja auch nicht?“, fragen einige kopfschüttelnd.
Richtig positiv: Der Lärm durch die Ruhrtalbrücke sei seit der Aufbringung des Flüsterasphaltes viel geringer. „Es müsste aber noch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Brücke geben, damit durch schnelles Fahren kein Krach entsteht“, so die Bürger. Richtig nervig finden sie den Lärm durch Flieger und Hubschrauber oder „herunterregnendes Kerosin“. „Es gibt eine Fluglinie um Mintard herum, die genutzt werden könnte ohne anderen zu schaden“, behauptet Budde. Das beachte bisher aber keiner.