Mülheim. . „Was müssen wir tun, um dazuzugehören?“, fragen die Bürger aus Mülheim-Mintard Richtung Stadtverwaltung und Politik. Der Bürgerverein „Wir in Mintard“ klagt weiter über die Einschnitte in der Busanbindung des Ortsteils.

„Was müssen wir noch tun, um zu Mülheim zu gehören?“ Diese Frage stellte in der vergangenen Woche Wolfgang Budde vom Bürgerverein "Wir in Mintard" den Kommunalpolitikern im Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität. Es bleibt dabei: Der kleine Mülheimer Ortsteil im Südosten fühlt sich benachteiligt, abgehängt. Immer noch finden sich die Mintarder nicht damit ab, was ihnen der im Winter verabschiedete Nahverkehrsplan „bescheren“ soll.

Künftig, so der Beschluss, soll Mintard durch die Buslinie 134 angeschlossen werden. Die Linie verbindet den Ort nicht mehr mit der Innenstadt und Heißen, sondern nimmt ab Saarn den Weg über ­Broich und Speldorf zum Hafen. Der Bus soll werktags auch nicht mehr zweimal stündlich, sondern nur noch im 60-Minuten-Takt (4 bis 24 Uhr) fahren. Samstags soll der 60-Minuten-Takt von 7 bis 24 Uhr gelten, sonntags von 8 bis 24 Uhr.

Doppelte Schlechterstellung

Der Verein „Wir in Mintard“ ist sehr unglücklich mit der doppelten Schlechterstellung, die Direktverbindung zur Innenstadt ebenso zu verlieren wie die zwei Fahrten pro Stunde. „Wir wehren uns gegen die Streichung“, so Wolfgang Budde nun im Mobilitätsausschuss. „Das ist einfach nicht hinnehmbar.“ Ein Umstieg in Saarn oder Broich, um in die City zu gelangen, sei Schülern, Berufstätigen, älteren und in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen nicht zuzumuten. Auch brachte Budde die Reiter, Camper und Kinderheim-Bewohner in Erinnerung. „Wofür“, fragte er Politik und Verwaltung, „haben wir Unterschriften gesammelt?“

Verkehrssicherung und Parkplatz-Frage

Kritik erntet die Stadt von „Wir in Mintard“ auch, weil sie laut Wolfgang Budde seit Mitte Januar nichts getan habe, um eine Gefahrenstelle an der Mintarder Dorfstraße zu beseitigen. Dort ist laut Budde an einem Abhang auf dem Weg zum Auberg eine große Schieferplatte abgerutscht. Die Stadt habe die Stelle abgesperrt, aber die Gefahr für Fußgänger längst nicht beseitigt.

Weiterhin fordert der Bürgerverein einen Parkplatz, damit Anwohner der Nebenstraßen bei Veranstaltungen auf dem Sportgelände nicht mehr behindert werden. Ein Grundstück dafür stehe seitens der Kirchengemeinde zur Verfügung, so Budde. Doch er weiß auch, dass das Genehmigungsverfahren und die Herstellung eines Parkplatzes kostspielig würden.

Info: www.wim-ev.de

Verkehrsplaner Roland Jansen verteidigte die Sparmaßnahme. Die politische Vorgabe sei nun mal gewesen, 2 Mio. Euro im laufenden Betrieb der MVG einzusparen, außerdem habe die Bezirksregierung eingefordert, nicht mehr so viel parallelen Busverkehr in die Innenstadt rollen zu lassen, damit die Straßenbahn gestärkt werde. Jansen versprach zumindest, dass Verwaltung und MVG prüfen, wie im Schüler- und Berufsverkehr ein verdichteter Takt angeboten werden kann, „das haben wir zugesagt“. An der Friedrich-Freye- und Merziger Straße in Saarn werde man zudem einen komfortablen Umstieg an barrierefrei umgebauten Haltestellen auf die Buslinie 133 einrichten. Die Linie 133 soll bekanntlich im Zehn-Minuten-Takt in die Innenstadt fahren. Ein weiterer Umstiegspunkt, zur Straßenbahn 102, gebe es am Friedhof Broich. Jene Haltestelle werde auch barrierefrei umgebaut.

Was ist mit dem 30-Minuten-Takt?

Axel Hercher (Grüne) verwies auf eine Diskrepanz zwischen beschlossener Vorlage zum Nahverkehrsplan und der Ausfertigung. Beschlossen worden sei ein 30-Minuten-Takt der neuen Linie 134 zumindest werktags zwischen 6 und 9 Uhr, dies finde sich nun in der Ausfertigung nicht wieder. Jansen wiederholte daraufhin sein Versprechen, zu nachfragestärkeren Zeiten alle 30 Minuten fahren zu lassen.

Weitere Bilder gibt es in einer Fotostrecke auf unserer Seite.

Ein Glücksmoment für den Luftbildfotografen 

Für WAZ-Luftbildfotograf Hans Blossey und seine Zunft ist Mintard nahezu ein weißer Fleck. Es ist die ganz große Ausnahme, über dem kleinen Ort zu fliegen und Aufnahmen zu machen. Der Luftraum über Mintard ist streng überwacht, er wird freigehalten für An- und Abflug am Airport Düsseldorf.

Vogelperspektive seit 30 Jahren: WAZ-Luftbildfotograf Hans Blossey.
Vogelperspektive seit 30 Jahren: WAZ-Luftbildfotograf Hans Blossey. © PRIVAT

Rund 3600 Flugstunden hat Blossey in 30 Jahren Fliegerei schon gesammelt, über Mintard war er – Stand heute – erst zwei mal fünf Minuten unterwegs. Am Rosenmontag durfte der Fotograf und Hobbypilot aus Hamm sich mal wieder in Mülheims Süden und über dem Kreuz Breitscheid bewegen. „Eine echte Ausnahme“, freut sich Blossey über die seltene Gelegenheit, die ihm der Tower des Düsseldorfer Flughafens auf Nachfrage eingeräumt hat. Blossey hatte bemerkt, dass sich über Funk keine Flieger ankündigten, er nutzte sofort die Gunst der Stunde.

Vom Flughafen Essen/Mülheim startet Blossey regelmäßig, nach dem Start fliegt er dann auf die Mintarder Ruhrtalbrücke der A 52 zu. „Noch vor der Ruhr muss man dann aber normalerweise die Kurve nach Norden oder Süden gekriegt haben, sonst landet man in der Kontrollzone der Düsseldorfer Landebahnen 23L und 23R“, sagt er.

Wer das Abdrehen verpasst, dem drohen empfindliche Strafen, denn sofort ist ein gefährlicher Eingriff in den geschützten Luftverkehr festzustellen. „Eine Straftat“, sagt Blossey. Aber er hatte diesmal ja Glück. Richtig Glück. . .