Mülheim-Selbeck. . Über das Grundsätzliche sind sich alle einig: Entlang der Kölner Straße, einer von Mülheims meistbefahrenen Straßen, fehlen Parkplätze. Deshalb parken in Selbeck viele verbotenerweise auf dem breiten Bürgersteig.
Die Kölner Straße ist eine von Mülheims wohl meistbefahrenden Straßen. Mitten durch Selbeck führt sie. Dennoch sind es nicht die hindurchfahrenden Autos, die die Menschen im Stadtteil beschäftigen, sondern jene, die am Straßenrand stehen. Parken in Selbeck – ein Thema mit reichlich Konfliktpotenzial.
Paula Antonio wohnt an der Kölner Straße – und sie weiß nie wohin mit ihrem Auto. Der Frust ist ihr anzuhören, als sie von den Knöllchen erzählt, die sie im vergangenen Jahr gesammelt hat. „Vorher konnten wir da immer stehen“, sagt sie. Mit „da“ meint sie den Bürgersteig entlang der Kölner Straße und mit „vorher“, die Zeit, bevor diese Zeitung über Klagen wegen des zugeparkten Radwegs berichtete. Seither habe das Ordnungsamt den Bereich scheinbar verstärkt im Blick. Doch sähen deren Mitarbeiter laut Paula Antonia nicht alles: „Es sind nur die Anwohner, die Knöllchen bekommen.“ Ungeschoren davon kämen aber alle, die vor der nahen Pizzeria hielten oder bei der Bäckerei. „Die dürfen da stehen, da kümmert sich keiner!“
Bäckerei habe Stadt ein Stück Bürgersteig abgekauft
Überhaupt die Bäckerei – die habe der Stadt ein Stück Bürgersteig abkaufen und dort Parkplätze einrichten dürfen. Eine entsprechende Anfrage von Paula Antonio sei hingegen abgelehnt worden. Das sorgt bei der Selbeckerin für noch mehr Unmut – liegt laut Stadtsprecher Volker Wiebels jedoch nicht an einer Bevorzugung, sondern an der Lage ihres Hauses: „Die Bäckerei hat einen Streifen städtischer Fläche gekauft, damit das Parken in geordneter Form möglich ist. Das geht aber nur da, wo Häuser entsprechend weit vom Straßenrand entfernt sind. Wir können ja kein Stück Bürgersteig verkaufen, und am Ende müssen die Leute über die Straße.“ Soll heißen: Die Bäckerei liegt in einem Gebäude, das weiter zurück gebaut ist. Der eigentliche Bürgersteig bleibt frei.
Während Paula Antonio sich über die Kontrollen des Ordnungsamts ärgert, sind sie Hans-Günther Jacobs nicht konstant genug. In einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld schreibt er: „Wenn die Kontrolle wegfällt, wird auch wieder auf den Bürgersteigen geparkt.“ Die „vorhandene Situation“ hält er für „kaum tolerierbar“. Deutlich werde dies etwa durch einen Erdbeerverkaufsstand an der Kölner Straße. Dort, so hat Jacobs beobachtet und fotografiert, werde im Bereich der Bushaltestelle auf der Straße oder auf dem Bürgersteig geparkt, und er fragt sich wie sich so ein Stand dort „etablieren“ konnte. Die Stadt, sagt Volker Wiebels, habe da jedoch keine Handhabe: „Wenn der Erdbeerstand auf privatem Grundstück steht, müssen wir ihn nicht genehmigen. Nur bei öffentlichen Plätzen braucht es eine Sondernutzungsgenehmigung.“