Mülheim. Der Baum am Hafenbecken hat den Sturm überlebt, vital ist aber nicht mehr. Ein Gutachten liegt seit Anfang Mai vor.

Es gibt Bäume, denen hätte man gar nicht zugetraut, dass sie das Sturmtief Ela überstehen würden, da sie als angeschlagen gelten. Die Esche am Hafenbecken ist so ein Baum. Das freut viele. Ist das nicht der beste Beweis für seine Standsicherheit, fragen sie dann? Aber Grund zur Freude haben sie nicht, denn auch das Schicksal dieses Baumes ist besiegelt, wie Ruhrbania-Koordinator Günther Helmich bestätigt. Im Herbst soll er gefällt werden – wenn nicht noch ein Wunder geschieht.

Dass er noch steht, ist vielleicht gar nicht so wundersam wie es scheint. Mitte April wurden bei Baumpflegearbeiten seine Äste massiv gestutzt, so dass der hundertjährige Baum, dem die Bauarbeiten an der Promenade zugesetzt haben, nur noch eine sehr geringe Segelfläche hatte. Das heißt, die ausgedünnte Krone bot dem Wind keine große Angriffsfläche und möglicherweise stand die Esche, die schon geschädigt war, als es die Ostruhranalgen noch gab, günstig im Windschatten. Es ist ein „politischer Baum“, wie dies der Baumpfleger Thomas Benk ausdrückte. Schon im April zeichnete sich ab, dass der Baum früher oder später gefällt werden müsse.

Alternative zur Fällung

Vor zehn Jahren, als die Kritiker der Promenade mit einem Bürgerbegehren gegen die Abholzung der Ostruhranlage vorgingen, diente der Stadtverwaltung auch diese Esche immer wieder als Symbol dafür, dass so viel Grün wie möglich erhalten bliebe. Über hundert Bäume wurden damals gefällt, 26 großkronige Bäume erhalten. Insgesamt, so hieß es damals, sollten 60 neue Bäume gepflanzt werden.

Das Gutachten über die mangelnde Standfestigkeit der Esche hat Helmich etwa seit dem Hafenfest Anfang Mai – ein oder zwei Tage vorher. Mit Zugversuchen habe der Gutachter die Statik geprüft und ermittelt, welchen Belastungen der Baum noch Stand halten könne. Als Alternative zur Fällung habe er angeregt, den Baum um die Hälfte einzukürzen. Aber wie sähe das denn aus? Geht gar nicht, meint auch Helmich, der in der vergangenen Woche auch froh war, dass der Baum stehen geblieben ist. Er hält den Baum an dieser Stelle für wichtig, weil er das Bild prägt.

Er nennt ihn eine „Landmarke“. Sobald er gefällt ist, werde dort ein neuer Baum, wieder eine Esche, gepflanzt. Ob man denn einen größeren Baum wählen könne? Helmich verneint. Wenn man einen deutliche größeren Baum anpflanze sei die Standsicherheit geringer und das Risiko, dass er nicht durchkommt, größer. Deshalb werde der Neue etwa so groß wie die anderen Neupflanzungen.