Mülheim. „Den Kaffee können Sie gar nicht bezahlen“, sagt Awo-Geschäftsführer Lother Fink und verweist damit auf Sozialarbeiter, die sich statt um die psychosoziale Betreuung der Besucher des Café Lights, dem Treffpunkt des Drogenhilfezentrums, um deren Verpflegung kümmern. Grund: eine fehlende Küchenkraft.

„Stabilität“ ist ein Wort, das in diesem Gespräch oft fällt. „Konstante“ ist ein anderes, das letztlich aber dasselbe meint. Das Drogenhilfezentrum der Awo zog seine Jahresbilanz für 2013 und hob dabei die Kontinuität der Arbeit hervor. Denn Verlässlichkeit ist laut der stellvertretenden Leiterin Jasmin Sprünken für die Klienten, deren Alltag oft unstet ist, unerlässlich. Gefährdet sehen sie und Awo-Geschäftsführer Lothar Fink diesen Ansatz jedoch beim „Café Light“ – und den Sozialdezernenten sowie die Politik gefordert.

Das Positive stellt Lothar Fink an den Anfang – und das ist, dass es keine Veränderung gab. 2013 wurde die Drogenmedizinische Ambulanz als HSK-Maßnahme aufgelöst. Die Substituierten werden seitdem von drei niedergelassenen Ärzten mit Methadon versorgt, während die Awo die psychosoziale Betreuung übernimmt. Den Wechsel in die Praxis machen laut Fink „100 Prozent der Betreuten“ mit. Zumindest blieb die Zahl der Klienten mit ca. 200 stabil.

653 Menschen suchten das Drogenhilfezentrum auf

Gleiches gilt für das Drogenhilfezentrum: Genau 653 Kunden und Kundinnen suchten es auf. Diese Zahl bleibt seit Jahren etwa gleich. „Es gibt Langzeitsubstituierte, die schon lange zu uns kommen“, sagt Jasmin Sprünken, und: „Für viele ist das auch Stabilität.“ Damit meint sie „Ältere“, was bei dieser Zielgruppe alle 45 sind, entspricht ihre körperliche Gesundheit doch meist der eines 65-Jährigen. Grundsätzlich haben die Fachkräfte der Awo aber festgestellt, dass die Substituierten älter werden. In Zukunft sieht Lothar Fink einen Bedarf an speziellen Angeboten, etwa im Bereich Betreutes Wohnen: „Wir sind auf dem Weg, das perspektivisch auszubauen.“

352 Kundenkontakte im Drogenhilfezentrum

Im Jahr 2013 nahmen insgesamt 352 Menschen das Angebot der Drogenberatungsstelle wahr. 103 von ihnen: Angehörige (vermeintlich) Süchtiger.

Für das Café Light registriert die Awo 16.104 Türbewegungen – das ist ein Zuwachs von rund 5 %. Awo-Geschäftsführer Lothar Fink rechnet das auf rund 75 Besucher pro Tag um.

Für viele Betroffene ist auch der Besuch des „Café Light“ eine Konstante. Als niederschwellige, offene Anlaufstelle hat sich die Einrichtung bewährt, sind sich Lothar Fink und Jasmin Sprünken einig. Allerdings fehle das Personal, um dem eigenen Anspruch vollends gerecht zu werden. Ein warmes Mittagessen wurde dort früher angeboten – ein für die Zielgruppe wichtiges Angebot. Seit Anfang des Jahres bleibt die Küche aber kalt und der Treffpunkt samstags geschlossen. „Uns fehlt eine Küchenkraft“, sagt Fink.

Für die Besetzung dieser Stelle ist die Stadt zuständig, die dies über Arbeitsmaßnahmen tut. „Die Voraussetzungen dafür sind in den vergangenen Jahren strenger geworden.“ Mit der Folge, dass dem Café Light seit Monaten keine Kraft mehr zugewiesen wurde. „Wenn ein studierter Sozialarbeiter Kaffee kochen und Brötchen schmieren muss, kommt er zu nichts anderem mehr“, sagt Fink. Überstunden sind die Folge. Die Personalsituation müsse angepasst werden: „Wir appellieren, eine Lösung zu finden, die das Angebot in dem Rahmen ermöglicht, in dem es gedacht war.“