Mülheim. . Das Unwetter von Montagabend hat Mülheim unter Schock gesetzt. Die erste vorsichtige Zwischenbilanz: 15 zum Teil schwer verletzte Menschen. Über 1000 Notrufe. Hunderte von umgestürzten Bäumen. Schulen und Kitas bleiben am Mittwoch geschlossen.

15 zum Teil sehr schwer verletzte Personen, über 1000 Notrufe, über 700 Feuerwehreinsätze, Hunderte von umgestürzten und entwurzelten Bäumen, unzählige zerstörte Fahrzeuge, abgedeckte Dächer, vollgelaufene Keller, überflutete Tiefgaragen und U-Bahnschächte, nicht mehr bewohnbare Wohnungen – das Unwetter am späten Montagabend hat Mülheim in weiten Teilen massiv getroffen. Fassungslos stehen am Morgen danach die Menschen auf den Straßen zusammen, einige versuchen sich einen Weg durch das Dickicht aus umgestürzten Bäumen zu bahnen. „Das war schlimmer als Kyrill“, stellt die Feuerwehr fest.

Die Schäden können im Einzelnen noch nicht beziffert werden. Fast jedes städtische Gebäude wurde in Mitleidenschaft gezogen – mit weitreichenden Folgen. Die Schulen und Kindertagesstätten bleiben heute geschlossen. Vor allem an den Schulen konnte wegen der Pfingstferien noch kein genaues Schadensbild erstellt werden. „Wir müssen erst die Gefährdungen in den Schulen vor Ort genau beurteilen“, teilt die Stadt mit.

„Die Beseitigung aller Schäden wird noch Tage dauern. Dabei müssen wir Prioritäten setzen. Es gilt zuerst, die Gefahren abzuwehren,“ so Stadtdirektor Dr. Frank Steinfort, der den Krisenstab leitet. „Für die Nacht müssen zudem Gefahrenstellen abgesichert und abgesperrt werden“, ergänzt Burkhard Klein, Leiter der Feuerwehr, und weist auf die unklare Wetterprognose hin: Gestern bestand weiterhin eine Unwetterwarnung.

111 Liter/qm in der Stunde

Die Wetterstation von Werner Vogel in der Altstadt zeichnete die Katastrophe von Sonntagabend in Zahlen auf: Für eine Spitzenböe um 21.27 Uhr wurden 101 km/h gemessen. Die Niederschlagsmenge erreichte in der Spitze um 21.37 Uhr 111 Liter/qm in der Stunde. Und zugleich stürzte die Temperatur auf 19 Grad ab, berichtet Vogel.

Fast jeder hat am Morgen danach seine Unwettergeschichte. Vor allem die östlichen Gebiete der Stadt sind betroffen, aber auch Ecken wie der Kahlenberg, der durch das Unwetter sein komplettes Gesicht verändern wird (siehe Stadtteile). Das Ausmaß der Schäden zeigt sich erst im Laufe des Tages. Die Feuerwehr hat 37 Erkunder im Einsatz, die Schäden aufnehmen, bewerten und priorisieren. Schon am Morgen wird klar: Allein schaffen das die Mülheimer nicht. 120 weitere Feuerwehrleute werden aus dem Regierungsbezirk Detmold angefordert. Eine zweite Einsatzeinheit wurde bei der Bezirksregierung Düsseldorf angefordert, die ihren Dienst heute um 6 Uhr aufnehmen wird.

Mit 48 Helfern greift das THW unterstützend ein. „Es ging zunächst darum, die Hauptverkehrswege frei zu bekommen“, so Anke Degner, Sprecherin der Stadt. Die Polizei meldet dennoch zahlreiche Gefahrenstellen. Einige Bürger müssen in Notunterkünfte flüchten, so an der Freiherr-vom-Stein-Straße, wo 20 Personen im benachbarten Gemeindezentrum untergebracht werden.