Saarbrücker Weg.

War es das schlimmste Unwetter, das über die Stadt gezogen ist? „Es war das Schrecklichste, das ich bisher erlebt habe“, meinten viele. Jeder hat am Morgen danach seine Geschichte:

Reinhard Krause hat sich fast die ganze Nacht um die Ohren gehauen. „Bei uns im Garten ist die halbe Tanne einfach abgebrochen, wie ein Streichholz“, erzählt der Saarner noch immer fassungslos. „Wir wussten ja nicht, was sonst noch passiert, deshalb sind wir wach geblieben. Man musste ja mit allem rechnen.“ Da durch Laub und Äste die Gullys am Saarbrücker Weg verstopft waren, stand die Straße unter Wasser und lief vielerorts in die Keller. Teilweise standen die Nachbarn knietief in einer schlammigen Brühe.

Nachbarsweg. Familie Rauch, die in einem Einfamilienhaus am Nachbarsweg wohnt, hatte kein Glück beim Unglück. Als die Unwetterfront über ihr Haus hinwegzog, lag das Ehepaar bereits im Bett. „Wir haben zwar die riesige Gewitterfront gesehen, uns dann aber wieder ins Bett verkrochen“, so Angelika Rauch. „Es war ja stockfinster, so dass man nichts gesehen, sondern nur den Sturm gehört hat.“ Das richtige Ausmaß der Schäden haben sie am Morgen festgestellt. „Wir hatten schon ein Zelt für die Fußball-WM zum Public Viewing mit Nachbarn und Freunden aufgestellt, das wurde vom Sturm und Regen komplett zerstört.“

Zur alten Mühle. Birgit de Gruyter hat eine schlaflose Nacht hinter sich, denn ihre drei Kinder waren so verängstigt, dass an Schlafen nicht zu denken war. „Bei uns sind die Balkonmöbel gegen die Fenster geflogen, das Trampolin der Kinder wirbelte im Garten auf einmal durch die Luft“, schildert die 32-Jährige . „Aber zum Glück wurde bei uns niemand verletzt. Alle sind gesund – und das ist doch die Hauptsache!“

Mendener Straße. Familie Dieberg-Hemmerle traute ihren Augen kaum, als sie am späten Abend aus dem Fenster ihrer Wohnung sah. „Plötzlich flogen direkt vor unserer Nase Ruderboote vom angrenzenden Ruderverein vorbei“, erinnert sich Anke Dieberg-Hemmerle immer noch sichtlich geschockt. „Unsere Wohnung wurde überflutet, weil das Wasser aus der ­Toilette geschossen kam.“
Sanddornweg. Anwohner Peter K. ist vom Unwetter halbwegs verschont geblieben. Was ihm von der Nacht bleibt, ist eine Erfahrung der Hilfsbereitschaft. „Ich musste meinen Sohn in Essen abholen und habe an der Kölner Straße getankt“, so der 65-jährige. „Ich hatte kein Bargeld dabei und das Gerät für die Kartenzahlung funktionierte nicht. Auch der EC-Automat war außer Betrieb. Da hat mir eine wildfremde junge Dame zwanzig Euro geschenkt, damit ich schnell zu meinem Sohn komme.“

Brunshofstraße. Frank Luderer steht vor einem Totalschaden. Der Sturm hat am Flughafen das Luftschiff der WDL völlig zerstört. „Ich weiß nicht, ob wir das noch einmal reparieren können“, sagt der Pilot. Zwar besitze das Unternehmen noch weitere Luftschiffe, doch die seien alle zerlegt und in Kisten verpackt und derzeit nicht einsatzbereit. „Für uns ist das ein sehr schwerer Schlag. Aber wir machen weiter“, sagt Luderer. Er selbst habe so etwas noch nie erlebet, aber in den 60er Jahren soll schon mal ein Sturm große Teile des Flughalle zerstört haben.