Mülheim. Im vergangenen Jahr wurden in der Stadt Mülheim Räder im Gesamtwert 270.000 Euro gestohlen. Von den 390 Fällen konnten lediglich 15 aufgeklärt werden. Die Polizei rät Besitzern, einen Fahrradpass zu beantragen oder Bilder von ihren Rädern anzufertigen.

Immer mehr Menschen bewegen sich mit dem Fahrrad fort: Schon jetzt setzen 30 Prozent der Haushalte in Großstädten (ab 500.000 Einwohnern) nur noch auf den Drahtesel und verzichten auf das Auto gänzlich. Diese extreme Variante mag vor Ort vielleicht noch nicht so verbreitet sein, aber auch hier zeichnet sich ab: „Die Menschen, die nicht nur in der Freizeit Fahrrad fahren, werden eindeutig mehr“, sagt Doro Kleine-Möllhoff.

Die Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) sieht die Gründe dafür in einem Mentalitätswechsel: „Wer heute mit dem Rad zur Arbeit kommt, wird nicht mehr komisch angeschaut. Zu den Leuten, die sich im Alltag fortbewegen, gehören auch nicht mehr nur irgendwelche Sportbegeisterte. Pedelecs, also die Elektro-Fahrräder, schreckt heute auch ein langer Arbeitweg nicht mehr so sehr ab.“ Kleine-Möllhoff ist deswegen davon überzeugt, dass der Trend in Zukunft noch zunehmen wird.

Alle Stellplätze sind belegt

Bestätigt wird sie von den Zahlen der Radstation am Hauptbahnhof, wo man tagsüber sein Fahrrad abstellen kann. Alle 200 Stellplätze sind belegt - und zwar das ganze Jahr über, größtenteils von Stammkunden. Eigentlich seien 300 Stellplätze nötig. Ähnliche Erfolge lassen sich auch bei der Aktion Metropolrad Ruhr vermelden, wo an insgesamt 300 Standorten in der ganzen Region Räder ausgeliehen werden können. Hier liegt Mülheim bei der Nachfrage an fünfter Stelle im Vergleich zu anderen Ruhr-Städten.

Das Fahrrad boomt also. Ein Grund liegt wohl auch darin, dass die Fahrqualität immer besser wird. „Heute wird ein Fahrrad genau auf die Bedürfnisse des Nutzers eingestellt“, erläutert Fahrrad-Händler Markus Sebold. Ein um so größerer Verlust ist, wenn so ein auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenes Gefährt geklaut wird.

Im Jahr 2013 wurden in der Stadt Räder im Gesamtwert 270.000 Euro gestohlen. Von den 390 Fällen konnten lediglich 15 aufgeklärt werden. Der Ermittlungserfolg hat sich in den letzten sechs Jahren fast halbiert, während die Zahl der gestohlenen Räder immer in der gleichen Größenordnung geblieben ist.

Der Polizei die Arbeit erleichtern

Wie kann man sein Fahrrad am besten vor Dieben schützen? Vor allem dadurch, dass man der Polizei erleichtert, Diebesgut leicht wieder identifizieren zu können. „Stellen sie sich vor eine Streife stellt einen Verdächtigen und der hat mehrere Fahrräder dabei. Wie kann man nun herausfinden, ob die gestohlen sind? Und hilft dann nur ein Fahrradpass weiter“, erläutert Polizei-Sprecher Marco Ueberbach.

In diesen Pass wird die Rahmen-Nummer des eingetragen. Ebenso der Namen des Besitzers, seine Adresse und besondere Merkmale. „Gut ist auch, wenn der Besitzer Bilder von seinem Rad hat.“ Diese Daten können auch von Streifenpolizisten direkt über Funk abgerufen werden. Einen solchen Pass kann man in jeder Polizeidienststelle erhalten, also vor Ort in der Von-Bock-Straße.

Relevante Daten stehen in der Rechnung

„Bei uns bekommt jeder Kunde eine Rechnung, in der besondere Merkmale und die Rahmen-Nummer des Rades stehen“, so Händler Sebold. Diese müssten dann nur noch in den Pass übertragen werden. Schließlich gibt es auch noch eine weitere Identifizierungsmöglichkeit: Dann wird eine Code-Nummer in den Rahmen eingraviert.

„Diese Nummer ist nach einem bestimmten Schlüsselsystem aufgebaut, so dass man sofort die Stadt, die Adresse und den Namen des Besitzers erkennen kann.“ Der Vorteil gegenüber der einfachen Rahmen-Nummer: „Bei manchen Herstellern findet sich auf dem Rad nur eine Nummer für das Model.“ Dann würde die Zuordnung zum Besitzer schwerer fallen. „Wir haben so ein Codierungsgerät. Früher hat das auch die Polizei öfter angeboten. Das hat leider nachgelassen.“

Polizei rät zu einem Bügelschloss

Schließlich ist auch die Schlossfrage zu klären: Die Bandbreite ist groß: „Das geht bis zu 120 Euro. Ein Schloss für 50 Euro kaufen die meisten“, so Sebold. Polizei-Sprecher Ueberbach rät zu einem Bügelschloss aus Stahl. Der Härtegrad sollte mindestens bei zehn liegen. Weiterhin sollte das Rad an eine Laterne, einen Zaun oder eben einen Fahrradständer angeschlossen werden. Am besten am Rahmen, da der Reifen leicht abzumontieren ist. Ein Tipp von Händler Sebold.

„Am besten ist es zwei verschiedene Schloss-Typen gleichzeitig zu verwenden. Die Diebe sind nämlich meistens nur auf eine Art spezialisiert.“ Zum Beispiel ein Drahtseilschloss und eine Kette: „Für die Kette braucht man einen Bolzenschneider, für das Schloss eine Stahlschere. Beides haben die Diebe nicht dabei.“