Mülheim. . Nach einem erneuten historischen Tief soll nun in der SPD schonungslos die Lage diskutiert werden.So könne es nicht weitergehen, sagen viele Genossen und hoffen auf einen verlässlichen Partner im Rat, um die Stadt besser „regieren“ zu können.
So mancher Genosse hatte keine gute Nacht nach der Wahl, die die Mülheimer SPD noch tiefer abrutschen ließ. 31,5 Prozent – das ist ein neuer historischer Tiefstand. Es sind solche Wahlen, nach denen es am Morgen heißt: Alles auf den Prüfstand! Schonungslose Analyse! So ähnlich äußert sich auch der derzeit kommissarische Unterbezirksvorsitzende Constantin Körner. „So kann es nicht weitergehen.“
Aber was muss sich ändern? Der Vorstand trifft sich, der erweiterte Vorstand kommt mit den Ortsvereinen zusammen. Rätselraten. Zwar wurde man noch stärkste Fraktion, aber nur noch knapp. Die CDU liegt mit zwei Ratsmitgliedern weniger direkt dahinter, hat zugelegt, spürt neues Selbstbewusstsein. Das ist der SPD abhanden gekommen. „Ich weiß nicht, warum die Menschen kein Vertrauen mehr zu uns haben“, sagt Körner. Und Margarete Wietelmann gesteht: „Ich hatte schon beim Wahlkampf ein ungutes Bauchgefühl.“ Sie glaubt, dass viele Bürger der SPD die Schuld geben für all das, was in den vergangenen Jahren nicht gut lief. Ruhrbania, die Finanzen, der Verkehr, die Kaufhof-Ruine, die Zinswetten. „Dabei haben wir nie etwas alleine durchgesetzt, haben schon lange nicht mehr eine eigene Mehrheit“, gibt die Speldorferin zu bedenken, die künftig Bürgermeisterin werden soll.
Durch persönliche Ansprache überzeugt
Einer, der viel in den vergangenen Wochen für die Partei gekämpft und auch den Wahlkampf geleitet hat, ist Claus Schindler. Er sieht die „besonders kritische Bevölkerung in Mülheim“, die aus seiner Sicht noch mehr durch persönliche Ansprache überzeugt und gewonnen werden will. „Wir werden die Stimmbezirke analysieren. Waren wir dort am erfolgreichsten, wo wir besonders viele Hausbesuche gemacht haben?“
Auch der bisher starke Mann der SPD, Dieter Wiechering, seit über 30 Jahren im Mülheimer Polit-Geschäft, sucht nach Antworten: Er macht eine unglückliche Gemengelage für die SPD aus und meint ebenfalls: Vieles sei in den letzten Wochen allein der SPD zur Last gelegt worden, bis hin zu Baustellen und Baumfällungen. Damit es künftig besser läuft, wünscht er sich für die kommende Ratsperiode eine feste Partnerschaft. „Wir werden jetzt mit allen im Rat vertretenen Parteien und Gruppen reden“, sagt er und hofft auf eine stabile Mehrheit. Mehrheiten auf Zuruf zu finden, funktioniere nicht, betont er mit Verweis auf die letzten Jahre. Dabei ist es durchaus möglich, dass die SPD sich einer ganz anderen Mehrheit gegenübersieht. Es wäre nicht das erste Mal. „Wir haben für die künftige Ratsarbeit einige neue Vorstellungen“, ließ die CDU schon mal durchblicken. Auch sie will mit allen reden – über Kooperationen.