Mülheim. Während die Übernachtungszahlen im Ruhrgebiet seit langem zunehmen, teilweise sogar kräftig, verliert Mülheims Hotellerie an Zuspruch. Die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismus-Gesellschaft sieht ein Strukturproblem. Es fehlen größere Hotels, nur Herne musste einen größeren Einbruch hinnehmen.

Nach unlängst veröffentlichten Zahlen des Regionalverbands Ruhr zählte die Mülheimer Hotelbranche im Städtevergleich 2013 erneut zu den Verlierern. Die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft (MST) sieht sich durch die aktuellen Zahlen in ihrer Sicht bestätigt, dass Mülheim in der Entwicklung als moderner Hotelstandort Nachholbedarf hat, um an dem Übernachtungs-Boom der Region teilhaben zu können.

Zu den Zahlen: Im Vergleich zu 2012 haben die 31 ortsansässigen Hotelbetriebe bei den Übernachtungszahlen ein Minus von 4,4 % gemacht. Im Regionalverband hat es nur Herne schlimmer getroffen (-6,5 %). Knapp 149.000 Übernachtungen standen in Mülheim am Ende des Jahres zu Buche. Nur einmal seit der Jahrtausendwende gab es niedrigere Zahlen.

Seit Jahrtausendwende 11,2 Prozent an Übernachtungen verloren

Die Branche in Mülheim profitiert nicht vom Tourismus-Boom, der für das Ruhrgebiet festzustellen ist. Im Vergleich zum Jahr 2000 legten die Städte im Regionalverband Ruhr insgesamt um 54 % bei den Übernachtungszahlen zu, Mülheims Wert dabei: -11,2 %.

Droht ein Hotelschwund wie in Krefeld?

Die MST befürchtet für Mülheim eine Tendenz wie in Krefeld, wenn sich keine neuen Hotels mit größerem, standardgleichem Angebot ansiedeln. In Krefeld hat sich die Zahl der Hotelbetriebe seit der Jahrtausendwende von 32 auf 21 reduziert. Auffällig: Gerade kleinere Betriebe haben offensichtlich die Segel streichen müssen.

Bei den Mülheimer Hotelbetrieben sieht Kammerichs „allerhand tolle Kollegen“. Die MST sei mit ihnen im Dialog, um bei ihnen für Strategien zu werben, die mehr Freizeittouristen in die Stadt locken sollen. Zu sehr baue die Branche in Mülheim noch auf Geschäftsreisende.

MST-Geschäftsführerin Inge Kammerichs und ihr Tourismus-Abteilungsleiter Marc Baloniak macht diese Entwicklung Sorgen. Sie sehen, das ist nicht neu, in Mülheims Hotellerie-Struktur die wesentliche Ursache des Negativtrends in der Ruhrstadt. „Wir haben hier vor allem inhabergeführte Hotels mit geringen Bettenkapazitäten“, so Baloniak. „Auch wenn die meisten ihren Job gut machen, stehen sie im Wettbewerb schlechter da.“ Die Kleinteiligkeit in Mülheims Hotel-Szenerie sei „ein großer Wettbewerbsnachteil“ im Kampf um Anteile am größer werdenden Kuchen.

Statistik zeigt, dass Investitionen Übernachtungen generieren

Spätestens mit dem Kulturhauptstadtjahr, so Kammerichs, sei das Ruhrgebiet interessanter geworden für Freizeittourismus. Bei der Vermietung der Stadthalle stellt sie zudem an Anfragen von Kunden aus allen Teilen Deutschlands mehr Interesse am Ruhrgebiet fest. Andere Städte hätten durch Ansiedlungen neuer, großer Hotels von diesem Trend profitiert, so Kammerichs. Mülheim nicht, weil hier bislang keine größere Hotel-Investition Realität geworden sei. Die MST sieht sich durch die Statistik bestätigt. Beispiel Essen: Hier gab es besagte Investitionen. Die Zahl der Hotelbetriebe ist seit der Jahrtausendwende von 81 auf 97 hochgeschnellt. Das Übernachtungs-Plus beträgt satte 52 %. Für Kammerichs der besagte Grund, sich neben der bevorstehenden Ansiedlung des 99-Betten-Hauses der Kette B&B am Tourainer Ring weitere Investitionen in größere Hotels zu wünschen.