Mülheim. Noch ist kein Vertrag für den Bau des Budget-Hotels am Tourainer Ring unterschrieben. Politiker vermuten nun, dass noch ein formeller Beschluss notwendig sein dürfte. Doch die Zeit drängt, ansonsten springt der Anbieter B & B ab. Der Wirtschaftsförderung wurde deshlab mehr Spielraum eingeräumt.

Ein Hotel mit mehr als 100 Betten in guter Lage, das wird schon seit zehn Jahren angestrebt, ob an der Ruhropromenade oder neben der Stadthalle, bislang immer vergeblich. Jetzt steht die Wirtschaftsförderung vor dem Abschluss mit der Hotel-Kette B & B für ein Zwei-Sterne-Haus am Trourainer Ring und unterschreitet damit die gesetzten Erwartungen deutlich. „Man kann viele Wünsche haben, was man erreicht, das entscheidet dann der Markt“, sagt Verhandlungsführer Jürgen Schnitzmeier.

Aber wer hat den Wirtschaftsförderer überhaupt für diese wichtige Entscheidung autorisiert und wie stark ist die Politik eingebunden?

Nach Information der NRZ hat die Politik den Auftrag über einen Geschäftsbesorgungsvertrag bereits vor etwa drei Jahren erteilt. Qualitative Vorgaben gab es demnach nicht - nicht einmal das Ziel „Hotel“. Zunächst gab es dann wohl mit Holiday Inn (drei Sterne plus) einen Bewerber, später kam B & B hinzu.

Kommt es noch in den Rat?

Inzwischen ahnen Vertreter von SPD und CDU, dass noch ein formeller Beschluss notwendig sein dürfte, schließlich ist die Wirtschaftsförderung keine hundertprozentige städtische Tochter. Die Wirtschaft hält einen 50-prozentigen Anteil. Bis zur Hauptausschusssitzung in der vorigen Woche war auch Hansgeorg Schiemer, Fraktionsgeschäftsführer der CDU, davon ausgegangen, dass es für die Politik noch eine Beschlussvorlage geben würde.

In der Sitzung hieß es dann, es sei das operative Geschäft der Wirtschaftsförderung. Auch für Schnitzmeier ist das der ganz normale Ablauf. Als höchstes Organ könne der Rat natürlich immer alles an sich ziehen, sagt er. Freie Hand habe er überdies nicht gehabt. Er sei über die Mitglieder des Gestaltungsbeirates mit den Fraktionen rückgekoppelt gewesen.

Der hat zuletzt am 16. Dezember 2013 getagt, mit Planungsdezernent Peter Vermeulen, aber ohne Tourismus-Chefin Inge Kammerichs. Es sei eine missliche Situation, so hieß es in der Sitzung nach Angaben von Teilnehmern, die Zeit dränge, ansonsten springe der Anbieter B & B ab, bei Holiday Inn gebe es Unsicherheiten. Deshalb, so der Politiker, „haben wir der Wirtschaftsförderung dann einen Spielraum bei den Verhandlungen eingeräumt.“

„Wir überlegen noch, ob wir das im Rat thematisieren“, sagt dagegen jetzt Wolf Hausmann (FDP). Den Plan des Mülheimer Architekten Martin Hüttenes für B & B findet er furchtbar, nennt ihn: „Sporthotel Ukraine 1960“. Lieber etwas Gescheites, auch wenn der Erlös nicht ganz so hoch ist, findet er. So groß sei der Abstand zwischen den Anbietern nicht.

"Es wirbelt nur den bestehenden Markt durcheinander"

Moncef Mahmoudi, Betreiber des Best Western Hotels im Forum, hat zu den Hotelplänen der Stadt, ganz unabhängig von der Kategorie und des Stadtortes, eine dezidierte Meinung: Er glaubt nicht, dass ein neues Hotel mehr Gäste in die Stadt bringt. „Es wirbelt nur den bestehenden Markt durcheinander.“ Das Potenzial sei für die Stadt ausgeschöpft. Mahmoudi fürchtet eine Verdrängung, weil Holiday Inn oder B & B mit fremden Geld arbeiten, mehr Luft und andere Spielräume habe als Noy, Handelshof oder sein eigenes Haus. Mehr Kongresse oder Veranstaltungen würde es dadurch in der Stadthalle nicht geben. Selbst die Messen in Essen und Düsseldorf seien kein Motor.

„Das Messegeschäft wird immer schwächer“, stellt Mahmoudi fest. Alleine in Essen seien in den letzten Jahren über 1500 Zimmer entstanden und auch in Düsseldorf irrsinnig viel neue Kapazitäten geschaffen worden. „Als Argument ist das einfach lächerlich“, sagt er. In einem guten Jahr sei er durch die Messe vielleicht an 40 Tagen ausgebucht, aber was ist an den anderen 325 Tagen im Jahr? „Unser Hauptkunde ist die Mülheimer Wirtschaft.“

Und was sagt er zu den Plänen für B & B: „So etwas muss es auch geben. Für einen Monteur ist das top.“