Mülheim. Alternativlos; mit diesem politischen Modewort wurde die Entscheidung der Stadt begründet, die Fläche neben der Kreishandwerkerschaft an die Kette B&B für 144 Hotelzimmer im Zwei-Sterne-Segment zu verkaufen. Doch offensichtlich hat auch die Konkurrenz noch starkes Interesse.
Die offizielle Darstellung, dass es für das Grundstück am Tourainer Ring nur noch einen Interessenten und zwar die Hotelkette B & B gibt, die dort ein Zwei-Sterne-Haus realisieren würde, ist offenbar falsch oder zumindest stark erklärungsbedürftig. Das geht aus Briefen hervor, die die Verhandlungsführer für Holiday Inn der Wirtschaftsförderung schickten und die der NRZ-Redaktion vorliegen.
Noch am Montag, an dem angeblich die Vertragsunterzeichnung mit B & B vorgesehen war, bekundeten die Verhandlungsführer von Holiday Inn erneut ihr Interesse und man bat, das „Angebot in seiner Gesamtheit und Nachhaltigkeit aller wirtschaftlicher, qualitativer und imagefördernder Aspekte zu prüfen“ und zu bewerten.“ Lothar Reinhard, der auch für die MBI im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderung sitzt, zeigte sich von den Angaben völlig überrascht. Noch im Hauptausschuss vor zehn Tagen hatte er vergebens um Information gebeten. Da der Absender nicht um Vertraulichkeit bat, hat Reinhard die Unterlagen öffentlich gemacht.
Hinhaltetaktik sieht anders aus
In einem dreiseitigen Schreiben vom 10. März hatte Holiday Inn ein Angebot abgegeben, in dem auf eine Besprechung bei der Wirtschaftsförderung am 5. März verwiesen wird. Funkstille oder Hinhaltetaktik, wie unterstellt, sieht anders aus. Zehn Tage später hieß es, der Deal mit B & B sei perfekt. In dem Schreiben wird ein Baubeginn noch in diesem Jahr in Aussicht gestellt, zuvor offene Fragen werden „abgearbeitet“. Mit knapp 897840 Euro wird auch ein Kaufpreis genannt, der nur wenig unter dem von B & B liegt. Außerdem wird auf 30 Mitarbeiter verwiesen, die dort Beschäftigung finden könnten, und eine eigens zu gründende Gesellschaft, was zur Folge hätte, dass die Gewerbesteuer auch vor Ort anfallen würde. Dieses Angebot, so hieß es am 10. März, würde bis zum 31. März gelten. Wurde das zurückgenommen?
Jochen Hartmann, Vorsitzender der Alternative für Deutschland, spricht von „einem Stück aus dem Tollhaus“. Mit Verwunderung stellt er fest, dass OB Dagmar Mühlenfeld bei den Verhandlungen scheinbar eine aktive Rolle gespielt haben muss, weil in den Schreiben Bezug auf ihre Anweisungen genommen wird. „Da passt etwas nicht zusammen. Entweder ist es ein laufendes Geschäft der Wirtschaftsförderung oder eine politische Angelegenheit, dann muss der Rat allemal damit betraut werden.“