Mülheim. 16 lokale Händler, Immobilien-Eigentümer und Unternehmer investieren in Gelsenkirchen-Buer in die Umwandlung des Gebäudes. Eine Umfrage nach der gestrigen Vorstellung des Modells zeigt großes Interesse, aber auch einige Skepsis.
Private Investoren mit Geschäftssinn, Lokalpatriotismus und kommunalpolitische Rückendeckung stemmen den Umbau und die Neunutzung eines leerstehenden Kaufhauses. Das Beispiel Buer könnte auch in Mülheim Schule machen, selbst dann, wenn die Rahmenbedingungen nicht 1:1 auf die Causa Kaufhof zu übertragen sind. Das hört man, wenn man sich nicht nur bei den Ratsfraktionen umhört.
„Dass ist sehr interessant. Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich jemand bei mir melden würde, der so ein Ding anschiebt oder sich als Partner einbringt und mitzieht. Dem stünde nichts entgegen“, sagt Kaufhof-Eigentümer Jochen Hoffmeister. Die Grünen, die sich in Gelsenkirchen bereits ein Bild gemacht haben, wollen den dortigen Projektentwickler nach der Kommunalwahl zu einem Vortrag einladen. „Daraus kann man Honig saugen“, findet ihr Fraktionsgeschäftsführer Jürgen Pastowski. Und FDP-Fraktionschef Peter Beitz sieht das Beispiel Buer bereits „wie eine Schablone“ für ein neues Kaufhof-Konzept. „Da gäbe es bestimmt keine Querschüsse und Investoren würde der goldrote Teppich ausgerollt“, glaubt er.
Eigentümer in der Pflicht
„Das ist eine schöne Idee“, sagt CDU-Fraktionschef Wolfgang Michels. Er hätte bereits einen Projektentwickler an der Hand, der in ein bis zwei Jahren mit potenziellen Mietern und Investoren ein Konzept aufstellen könnte, wenn der Kaufhof-Eigentümer dafür grünes Licht geben würde.
SPD-Fraktionsgeschäftsführer Claus Schindler und CDU-Amtskollege Hansgeorg Schiemer sehen denn auch den Eigentümer in der Pflicht. „Wir haben keinen Mangel an Ideen. Jetzt ist der Eigentümer am Zug“, betont Schiemer. Schindler findet den Buer’schen Mieter-Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Gesundheit, Kommune, Kultur und Wohnen beispielgebend und könnte sich im neuen Kaufhof auch Verwaltungsdienststellen mit Publikumsverkehr vorstellen.
„Wir prüfen Nutzungskonzepte"
Auch Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier und Hermann-Josef Pogge von der Werbegemeinschaft Innenstadt wollen sich dem Charme des Gelsenkirchener Modells nicht entziehen, gießen aber Wasser in den Wein. „Ich habe leider keine 20 oder 30 Einzelhändler, die mir im Nacken säßen und sagen: Wir wollen da unbedingt rein,“ erklärt Pogge. Und Schnitzmeier, der mit seinen Kollegen bei Mülheim & Business nicht nur das Buer’sche Beispiel geprüft hat, weist darauf hin, dass der Mülheimer Stadtkern im Gegensatz zu Buer einer massiven Konkurrenz großer Einkaufszentren ausgesetzt sei. Außerdem sei der Kaufhof mit 20.000 Quadratmetern doppelt so groß wie das alte Hertie-Haus.
„Wenn wir erst ein wirtschaftlich tragfähiges Nutzungskonzept haben, findet sich auch ein Investor“, glaubt Schnitzmeier. Er macht keinen Hehl daraus, dass ihm ein Eigentümer mit lokaler Anbindung lieber wäre als eine wie auch immer zusammengesetzte Investorengemeinschaft. „Wir prüfen Nutzungskonzepte und führen weiterhin Gespräche mit Nutzungsinteressierten. Aber das braucht eben auch Zeit“, sagt der Wirtschaftsförderer. Wieviel Zeit? Das kann und will er nicht sagen.
„Wenn es Investoren gäbe, die da rein wollen, wäre das ja schön. Aber die niedrige Kundenfrequenz auf der unteren Schloßstraße dürfte auf viele potenziellen Interessenten abschreckend wirken“, glaubt MBI-Sprecher Lothar Reinhard.