Mülheim. Schlechte Nachrichten für Eigentümer: Der städtische Gutachterausschuss hat für Mülheims Innenstadt-Grundstücke einen Wertverlust bis zu 9% ermittelt. Auffällig dabei: Je näher ein Grundstück am Kaufhof,desto höher die Einbußen.

Der unabhängige Gutachterausschuss der Stadt hat sich nach drei Jahren genötigt gesehen, die Bodenrichtwerte für die Innenstadt, die Anhaltspunkte sind für die Bewertung der dortigen Grundstücke, zum Teil deutlich nach unten zu korrigieren. Bis zu 9 % beträgt der Werteverfall.

Eigentlich sollen die neu festgesetzten Bodenrichtwerte für das komplette Stadtgebiet erst in der kommenden Woche veröffentlicht werden, eine Präsentation aus dem Arbeitskreis zur Zukunft des Kaufhof-Areals zeigt aber bereits den Wertverfall in der Innenstadt. Laut seinem Vorsitzenden Matthias Lincke hat es der Gutachterausschuss für nötig erachtet, nach drei Jahren der Stabilität entsprechende Bodenrichtwerte für einzelne Zonen der Innenstadt nach unten zu setzen, um die Gegebenheiten am Immobilienmarkt aktuell abzubilden.

Werteverfall durch Innenstadt-Probleme

Beispiel Kaufhof-Areal: Galten dort bislang Quadratmeterpreise von 600 Euro als Bodenrichtwert, so hat ihn der Gutachterausschuss nun auf 550 Euro runtergesetzt. Ein Minus von 9 %, das interessant werden dürfte, sollte die Stadt mit Kaufhof-Eigentümer Jochen Hoffmeister über einen Kauf des Geländes verhandeln, um später das Feld für eine Neubebauung räumen zu lassen.

Aktualisierte Werte ab nächster Woche im Internet

Der Gutachterausschuss der Stadt Mülheim ist besetzt mit elf Mitgliedern, darunter Architekten, Makler und Gutachter aus anderen Städten.

Die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, die Bodenrichtwerte rückwirkend für das jeweils vergangene Jahr festzustellen. Dafür trägt der Gutachterausschuss alle möglichen Informationen zum Marktgeschehen zusammen, darunter Kaufpreise, Mieten und Leerstandsquoten.

Die aktualisierten Bodenrichtwerte sollen ab kommende Woche unter www.boris.nrw.de einsehbar sein.

Aber nicht nur das Kaufhof-Areal hat laut Gutachter-Ansicht an Wert verloren. Auch im Umfeld wird entsprechend der großen Innenstadt-Probleme Werteverfall festgestellt: Grundstücke an der unteren Schloßstraße haben 8 % an Wert eingebüßt (neuer Bodenrichtwert: 1250 Euro/m2), Eigentümer an der unteren Wallstraße und rund um das Rieken-Haus müssen ein Minus von 5 % kalkulieren (560 bzw. 900 Euro/m2). Auch noch 2 bis 3 % Wertverfall zu verkraften haben Immobilienbesitzer an der oberen Wallstraße und in Teilen von Löhberg, Kohlenkamp und Löhstraße. „Überrascht“ zeigt sich Lincke, dass zumindest die Bodenrichtwerte für die Leineweberstraße (820-930 Euro/m2) stabil gehalten werden konnten. Auch in der 1a-Lage (obere Schloßstraße) blieben die Grundstückswerte nach statistischer Betrachtung stabil bei 1350 Euro/m2.

Die neuen Zahlen sind Ausdruck der gravierenden Innenstadt-Krise. Zahlen aus Januar sprechen von erheblichen Leerstandsquoten, mit gar 35 % liegen sie an Schloß- und Friedrich-Ebert-Straße am höchsten. Am Kohlenkamp sieht es noch am besten aus (9 %). Die Nachfrage nach Ladenlokalen hält sich laut Wirtschaftsförderer Tim Schiebold nach wie vor „in Grenzen“. Größte Anmietung zuletzt war der Dogeriemarkt Rossmann im alten Voswinkel-Haus.