Mülheim. . Die Awo deckt in der Kinder-, Jugend und Familienarbeit in Mülheim viele Bereiche ab und dreht dabei an etlichen Stellschrauben. Etwa schon im Vorfeld der Familienplanung bietet die Awo Paaren eine Beratung an.
Wer sozialen Problemen in einer Stadtgesellschaft vorbeugen will, muss bei den Kindern, bei den Familien anfangen, Kompetenzen zu fördern und zu stärken. Die Awo ist seit vielen Jahren im Bereich Kinder-, Jugend und Familie in Mülheim tätig. Der Wohlfahrtsverband dreht dabei an etlichen Stellschrauben. Etwa schon im Vorfeld der Familienplanung bietet er Paaren in Konfliktsituationen Beratung an. Mitarbeiterinnen kümmern sich aber auch speziell um die Kinder in Flüchtlingsfamilien, wie im Sozialbüro an der Eltener Straße. Die Awo fährt mit ihrem „Spielmobil“ in die Stadtteile oder macht vor Ort in Holthausen offene Kinder- und Jugendarbeit in dem Treff „Altes Wachhaus“.
Das Beratungstelefon „elefon“ bei Fragen zur Sexualität und Hilfe bei sexuellem Missbrauch für Kinder und Jugendliche gehört ebenso zur Familienarbeit, wie das Netzwerk für Kinder psychisch kranker Eltern (Kipe), ein recht junges Angebot, dass erst vor eineinhalb Jahren eingerichtet wurde.
Internetübergriffe sind ein großes Thema
Im Vordergrund der Arbeit stehen die Kinder, aber letztlich geht es um die Familien als System, als soziales Gefüge, wie Awo-Geschäftsführer Lothar Fink bei der Jahresbilanz der Awo-Kinder-, Jugend- und Familienarbeit erklärte: „Wir wollen unsere Arbeit so aufbauen, dass es die Familien stärkt.“ Kinderarmut, erinnerte er, sei nicht nur eine Frage der Finanzen – „es gibt auch eine Armut an Gesundheit oder an Bildung“. Wenn Arbeit zur Förderung von Jugendlichen und Kindern sinnvoll sein solle, müsse man Kinder stützen – und bei den Eltern ansetzen. Oder auch schon da, bevor Männer und Frauen Eltern werden.
So berät die Awo nicht nur Schwangere mit und ohne Konflikte, sondern auch Paare, die sich beim Kinderwunsch nicht einig sind – weil die Frau schon älter ist oder der Mann sich um das Auskommen sorgt. „Die Paarberatung wird sehr angenommen“, sagt Leiterin Barbara Kusch. Sexualberatung beschränkt sich schon lange nicht mehr auf die klassische Aufklärung. Internetübergriffe sind ein großes Thema. Sexting, persönliche Bilder und Videos mit sexualisiertem Inhalt, sowie Cybermobbing sind die Sorgen, die Schüler, Eltern und Lehrer heute umtreiben. „Das gibt es“, sagt Barbara Kusch, „an jeder Schule.“ Der Zugang zu Smartphones bedient die kindliche Neugierde. „Hier ist Aufklärung besonders wichtig. Kinder sehen ja Sachen, mit denen sie gar nichts anfangen können.“
Eine bunte Klientel
Das Awo-Sozialbüro an der Eltener Straße betreut über 40 Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Bei Hausaufgabenhilfe und Freizeitangeboten bekommen die Sozialpädagogen Einblicke in die Familien, die aus Krisengebieten wie Syrien stammen und oft Dramatisches erlebt haben. Die Kinder passen sich am schnellsten an. „Sie lernen in zwei, drei Monaten, Deutsch zu sprechen“, weiß Gruppenleiterin Petra David. Für die Eltern, die sich nicht verständigen können, fungieren die Kinder als Dolmetscher, und dass nicht nur auf den Ämtern. Wenn niemand die Eltern an die Hand nimmt, müssen die Kinder ran. Bereichsleiterin Annelie Randenberg sorgt sich dabei nicht nur um den Verlust der Kindheit. Eine neunjährige „Ratgeberin“ hat etwa dafür gesorgt, dass ihre Mutter sechs Handyverträge unterschrieben hat. Und bezahlen musste.
Awo-Angebote sind für alle offen. Eine bunte Klientel betreut daher auch Silke Eichelbaum im Alten Wachhaus in Holthausen, täglich ab 14 Uhr. In der kleinen Einrichtung in der Ex-Kaserne können die Kinder nicht nur das Programm mitbestimmen, sondern man pflegt auch guten Kontakt zu den Eltern.