Mülheim.

Der rote Planet Mars fasziniert die Menschen auf dem blauen Planeten Erde seit jeher: Sind wir doch nicht allein im Weltraum? Dr. Michael McKay von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Kooperationspartnerin der neuen Erlebnis-Ausstellung im Rhein-Ruhr-Zentrum, gab bei der Eröffnung spannende Einblicke in die Forschung.

Warum beteiligt sich die ESA an dieser Wanderausstellung, die durch deutsche Einkaufszentren tourt?

Dr. Michael McKay: Ich finde die Ausstellung super. Kinder können im Raumanzug den Mars erkunden. Was uns fehlt, ist die nächste Generation von Wissenschaftlern. Wir wollen Kinder einladen, sich spielerisch als Forscher zu betätigen und ihre Begeisterung für den Weltraum wecken. Einige von ihnen werden dann hoffentlich später Ingenieure.

Ein großes Ziel der Weltraumforscher ist, eines Tages Menschen auf den Mars fliegen und ihn erkunden zu lassen. Wann könnte das Ihrer Einschätzung nach möglich sein?

McKay: Ich denke, dass wir etwa im Jahr 2030 mit internationalen Partnern technisch so weit sind, dass wir ein Raumfahrzeug mit etwa sechs Personen auf den Mars senden können. Wir brauchen verschiedene Fähigkeiten, von Ärzten, Ingenieuren und natürlich Geologen. Ich fände es übrigens toll, wenn eine Frau aus Deutschland im Team wäre!

Gibt es denn Leben auf dem Mars? Wie kann man sich das vorstellen?

McKay: Für Lebensformen wie auf der Erde ist ein Magnetfeld nötig, das vom Mars ist aber nur schwach. Wir suchen dort nach Leben unter der Oberfläche und gehen davon aus, dass es zumindest Leben gegeben hat, denn es gibt Spuren von Wasser.

Die Hin- und Rückreise würde jeweils etwa sieben Monate dauern, dazu käme der Aufenthalt in sehr unwirtlicher Atmosphäre. Sind Menschen überhaupt psychisch in der Lage, diese Mission durchzustehen?

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McKay: Dafür brauchen Sie schon besondere Menschen! Sie sind dort sehr abgeschnitten. Wir forschen intensiv daran, die psychischen Aspekte einer solchen Unternehmung besser zu verstehen. Erkenntnisse von längerer Anwesenheit in der internationalen Raumstation ISS und auch auf U-Booten helfen uns dabei. Hilfreich wäre sicher, dass man ständig mit Aufgaben und Körperübungen beschäftigt wäre auf der langen Reise.

Lösungen für das Leben auf der Erde

Weltraumforschung kostet enorm viel Geld. Wie können Sie diese Investitionen rechtfertigen, während wir auf der Erde dringende Probleme zu bewältigen haben wie Klimawandel, Ernährung und Bekämpfung von Krankheiten?

McKay: Eine sehr berechtigte Frage. Aber wir können durch die Daten, die wir im Weltraum erheben, viele Lösungen für das Leben auf der Erde finden, etwa für die Versorgung mit sauberem Wasser. Ein anderes Beispiel: Auf der ISS haben wir viel über Medizin gelernt, unter anderem über die Krankheit Osteoporose. 85 bis 90 Prozent des investierten Geldes fließen zurück in die europäische Industrie.

Sie sind Ire, arbeiten für die ESA in Darmstadt und sind als Raumfahrtingenieur u.a. für den Mars Express verantwortlich, der seit 2003 um den Planeten kreist, um ihn zu kartografieren. Würden Sie selbst gerne in den Weltraum reisen?

McKay: Eigentlich sehr gern! Aber es wäre nichts für mich, so lange von meiner Familie getrennt zu sein.