Mülheim. Die Bürgerversammlung zu den Baumfällungen, die am Montagabend im Forum der VHS abgehalten wurde, verlief für die Initiative Aufbäumen nur wenig zufriedenstellend. Aus dem Fachamt war niemand erschienen. Planungsdezernent Peter Vermeulen stellte sich der Kritik.

Die Bürgerversammlung zu den Baumfällungen, die im VHS-Forum mit rund 100 Besuchern sehr gut besucht war, fing vielversprechend an. Die Verwaltung drehte ihr bisher praktiziertes Prinzip um: Nicht sie hielt den Eingangsvortrag, sondern die Bürger hatten das Wort.

Gut 45 Minuten lang hörten sich Planungsdezernent Peter Vermeulen und sein Referent Klaus Beisiegel die Statements der beiden Anwohner-Sprecher vom Schloßberg, Heike Loer und Jochen Nies, an und sammelten aus der Runde eine Fülle von Fragen. Vermeulen hatte außerdem zuvor schriftlich Verständnis für die Verärgerung der Bürger signalisiert und der Initiative vom Schloßberg versichert, dass künftig eine einfache Information der Politik nicht ausreichend sei, sondern das Verständnis der Anwohner gewonnen werden müsse. Er betonte auch an dem Abend den moderaten Ton der Bürger. „Es sind hier keine Wutbürger.“

Die Initiative Aufbäumen, zu der sich die Anwohner inzwischen formiert haben, hatte am Montagmorgen dann dem Dezernenten einen 13 Fragen umfassenden Katalog gemailt, deren detaillierte Antwort ruhig schriftlich erfolgen könnte.

Anwohner hatten im Vorfeld Klage erwogen

Doch da, wo sich die Bürger konkrete Antworten erhofften, fielen am Abend nur Allgemeinplätze, wie Loer später beklagte. Das lag auch daran, dass niemand aus dem Fachamt anwesend war. Da die Anwohner im Vorfeld eine Klage erwogen hatten, wollte sich die Amtsleiterin Sylvia Waage nicht der Diskussion stellen, wie Vermeulen erklärte. Die Initiative strebt eine solche Klage wegen zu geringer Erfolgsaussichten allerdings nicht an, wie Loer auf Nachfrage erklärte.

Hinter einer Power-Point-Präsentation kann man sich gut verschanzen. Als die Anwesenden schließlich Antworten statt des vorbereiteten Vortrages wünschten, gab sich der Dezernent trotzig und wollte sich nicht davon abbringen lassen, seinen Vortrag durchziehen. Kurze Unruhe und dann war auch das überstanden.

Nach dem zweieinhalbstündigen Meinungsaustausch zeigte sich Heike Loer dennoch enttäuscht. „Ich bin über den Verlauf nicht ganz glücklich.“

Ausnahmegenehmigungen

Auch wenn sie bislang Teilerfolge erzielt hätten und die Bürger stärker eingebunden und früher informiert werden sollen. Irritiert zeigten sich die Anwesenden, dass für die Fällungen am Schloßberg keine „Gefahr im Verzug“ bestand, aber dennoch die Bäume während der Brutzeit fallen mussten, in der für den normalen Bürger ein Fällverbot herrscht. Hier verwies Beisiegel auf Ausnahmegenehmigungen. Wie viele der durchschnittlich 350 Bäume, die im Jahr gefällt werden, während dieser sensiblen Zeit fallen, kann oder will die Verwaltung nicht angeben. Prinzipiell könnte man, so Vermeulen, die Anzahl der Anträge zählen, aber die Zahl sei aber auch nicht belastbar, da nicht jeder Fällantrag auch in die Tat umgesetzt werde.

Was Loer allerdings regelrecht schockierte, ist die Machtlosigkeit der Politik. Die Bezirksvertretung werde über Fällungen lediglich informiert, wie Vermeulen erklärte. Was die Bezirksvertretung beschließe, seien Baumpflanzungen.

Eine weitere Irritation entstand, als eine Bürgerin von ihrem Kontakt mit einem Mitarbeiter der Bezirksregierung berichtete. Dieser habe einen Brief an die Stadtverwaltung geschrieben, aus Mülheim aber keine Antwort erhalten habe. „Er ist nicht zuständig. Wir klären das mit seinem Vorgesetzten“, sagte Vermeulen knapp. Zu dem Thema ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. Vermeulen hat angekündigt, die Antworten ins Internet zu stellen. Das wird wohl eine Woche dauern. Und auch die Initiative Aufbäumen macht weiter. „Ich habe doch ein Fünkchen Hoffnung, dass die Sensibilität steigt und sich in Zukunft etwas ändert.“ Das heißt, weniger Bäume gefällt werden.