Mülheim. .
Die Deutsche Venen-Liga erinnert am Samstag mit dem „Deutschen Venentag“ daran, dass Krampfadern ein ernstzunehmendes Leiden sind. Nachgefragt bei Chefarzt PD Dr. Alexander Stehr, dem Leiter des Gefäßzentrums am Evangelischen Krankenhaus (EKM) in Mülheim.
Sind Krampfadern hierzulande eine Volkskrankheit?
Dr. Alexander Stehr: Eigentlich schon. Geschätzte 20 Prozent der Erwachsenen leiden an Krampfadern.
Was steckt medizinisch dahinter?
Stehr: Es gibt ein tiefes und ein oberflächliches Venensystem, Krampfadern betreffen in der Regel letzteres. Das Blut soll durch die Venen vom Fuß zum Herzen fließen – reguliert durch die Venenklappen. Sind diese geschädigt, fließt das Blut – der Schwerkraft folgend – nach unten und muss dann durch das tiefe Venensystem wieder nach oben gebracht werden. Dadurch wird das tiefe Venensystem überlastet – es kommt zur so genannten chronisch venösen Insuffizienz – einer Schädigung beider Venensysteme. Es bilden sich geschlängelte, knotige Venen, das Bein ist blutüberladen, es können sich Ödeme bilden, das Bein schwillt an. Mögliche Spätschäden sind dann ein offenes Bein.
Venenleiden sollte man also schon im frühen Stadium ernst nehmen?
Stehr: Definitiv ja. Krampfadern sehen ja nicht nur hässlich aus, sondern können über Jahrzehnte auch das tiefe Venensystem schädigen. Offene Beine sind sehr schwer zu behandeln, eine Abheilung kann sich monatelang hinziehen. Auch, wenn eine Abheilung oftmals erreicht werden kann, so ist die Behandlung mühsam, der Leidensweg für die Patienten ist enorm, schmerzhaft und für das Gesundheitssystem teuer.
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Wer ist am meisten betroffen?
Stehr: Frauen sind, statistisch gesehen, von Venenleiden dreimal so oft betroffen wie die Männer. In der Regel treten Krampfadern entweder in der Schwangerschaft auf, oder sie bilden sich zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr. Viel Sitzen und viel Stehen begünstigt die Bildung von Krampfadern, zudem besteht auch eine genetische Disposition für die Ausbildung von Krampfadern.
Kann man Venenleiden auch vorbeugen?
Stehr: Indem man die Beinmuskulatur in Bewegung hält, kann dem mangelndem Klappenschluss, der ja ursächlich ist, vorgebeugt werden. Wechselduschen, kaltes Wasser und Kneipp’sche Fußbäder sind hilfreich. Die Sauna sollte man bei Venenleiden meiden. Laufen ist gut. Schwangere Frauen sollten auch auf ihre Beine achten: Tauchen Krampfadern auf, sollte man früh etwas dagegen unternehmen, zum Beispiel Kompressionsstrümpfe tragen.
Welche Warnsignale gibt es?
Stehr: Das Anschwellen der Beine bei langem Stehen. Krampfadern erzeugen auch ein Spannungsgefühl im Bein. Typisch dafür sind Beschwerden beim Stehen, die sich bessern, wenn man läuft.