Mülheim. Auch die Anwohner der Königsberger Straße wurden über die Fällung eines alten dreistämmigen Baumes nicht informiert, schon gar nicht über die Notwendigkeit aufgeklärt. An der Erhaltung des Schattenspenders hätte sich Monika Kappelmayer gerne finanziell beteiligt.
Die Sägespäne türmen sich noch vor dem Baumstumpf auf der Wiese an der Königsberger Straße. Vor einer Woche wurden hier in den frühen Morgenstunden ein stattlicher Silberahorn und eine Lärche gefällt. Diese Baumfällung konnte auch der gelbe Klimawächter vor der Tür von Monika Kappelmayer nicht verhindern. Peter Flach hat die markante Skulptur vor einigen Jahren im Auftrag der Initiative Frischluft für Mülheim als mahnendes Objekt in Serie gebaut. „Das ist ein deutlicher Einschnitt in unsere Wohn- und Lebensqualität. Wir sind erschüttert, traurig und wütend“, schimpft Kappelmayer.
Direkt seien die Nachbarn über die Fällung nicht informiert worden, schon gar nicht über die Notwendigkeit aufgeklärt worden. Diese zweifelt sie an. Sie ist der Auffassung, dass nur einer der drei Stämme des Baumes nicht mehr zu retten gewesen wäre. Dass auch der Baumstumpf nicht ganz sorgenfrei ist, zeigt eine feuchte Stelle, an der zahlreiche Tierchen herumkrabbeln. Aber war der ganze Baum ein hoffnungsloser Fall? Sie wäre bereit gewesen, für den Erhalt des Baumes Geld zu zahlen und ist davon überzeugt, dass ihre Nachbarn dies auch getan hätten. Doch gefragt hat sie niemand.
Besonderer Verlust für die Enkel
Wie Monika Kappelmayer sich das vorstellt, sieht man auf ihrem Grundstück: eine große Birke von der nicht viel mehr übrig ist als ein Gerippe und einige grüne Zweige. Unter dem Schatten spendenden Baum versammeln sie sich, wenn in der Nachbarschaft Feste gefeiert würden. Kappelmayer kann auch nicht verstehen, dass im Gegensatz zu Privatpersonen, denen radikale Pflegeschnitte im April mit Verweis auf die Brutzeit untersagt sind, die Stadt abholzen darf. „Haben die Sonderrechte?“, fragt die Tochter des Malers Daniel Traub.
Besonders schmerzhaft ist der Verlust für ihre beiden Enkel Hanna (9) und Ewan (8), die hier gern gespielt haben. Bitterlich geweint hätten sie, als sie das erste Mal den Stumpf gesehen haben. „Ich habe die Baumringe gezählt“, erzählt Hanna, „der eine Stamm ist hundert Jahre alt, die anderen beiden 80.“ Sie liebt die Natur, ermahnt ihre Großmutter, wenn diese unachtsam auf der Wiese auf ein Gänseblümchen tritt und mag auch keiner Fliege etwas zu Leide tun. „Die Verantwortlichen müssen bestraft werden“, sagt sie trotzig immer wieder, während sie mit ihrem Bruder traurig auf dem Stumpf sitzt, der ihrer Meinung nach stehen bleiben muss. Sie ist auch alt genug zu wissen, wie wichtig ein großer Baum für das Klima ist.