Mülheim. . Meckern kann jeder. Bei der Styrumer Stadtteilkonferenz gibt es jedoch die Regel, dass Probleme nur benannt werden, wenn anschließend über mögliche Lösungen diskutiert wird. Eben das gilt für den gesamten Mülheimer Ortsteil. Dort gibt es Haupt- und Ehrenamtliche, die anpacken.
Um es gleich einzuordnen – diesen Satz meint Jörg Marx im sehr positiven Sinne: „In Styrum schafft Mülheim es wirklich, ein Dorf zu sein.“ Der Sozialplaner der Stadt hat Styrum bei seinem Einsatz fürs Netzwerk der Generationen als funktionierende Einheit kennen gelernt. Warum? Weil der Zusammenhalt groß ist. Weil man einander kennt. Weil selbst angepackt wird. Weil man nicht so „etepetete“ ist und sich traut, Dinge beim Namen zu nennen. Belege für diese Dynamik im Stadtteil gibt es einige.
Das plakativste Beispiel ist wohl der Styrumer Bürgerbus – jener Kleinbus, der von Ehrenamtlichen in Schleifen durch Seitenstraßen des Ortsteils gelenkt wird. Vor allem Senioren, denen der Weg zur regulären MVG-Haltestelle oder zum nächsten Supermarkt zu weit ist, werden so mobil gemacht und bei einem selbstbestimmten Alltag unterstützt. Das hartnäckige Engagement und der große Einsatz des Vereins kommen jedenfalls in den Sinn, wenn Jörg Marx sagt: „Diejenigen, die in Styrum wohnen, sehen die Bedarfslagen vor Ort.“ Und die werden eben nicht nur benannt, sondern konkret angegangen.
Personelle Kontinuität
Möglich – da sind sich alle befragten Akteure einig – wird das durch „ein gutes, funktionierendes Netzwerk“ mit „personeller Kontinuität“. Jörg Marx verweist da unter anderem auf die Feldmann-Stiftung und deren Leiter Max Schürmann, der auch für die Stadtteilkonferenz zuständig ist.
Max Schürmann hingegen nennt den Nachbarschaftsverein (NBV), der jüngst auch die Seniorentagesstätte im Schloss Styrum wiederbelebt hat. Udo Marchefka als erster NBV-Vorsitzender spricht dann seinerseits von vielen kooperierenden Vereinen und Ansprechpartnern, die ihm helfen, „wenn wir selbst nicht mehr weiterwissen“.
"Viele Leute wissen voneinander"
Ehrenamtliches wie hauptamtliches Engagement zählen die drei auf, Vereine und Interessengemeinschaften, Gemeinden und Einrichtungen. Max Schürmann ist es, der es griffig zusammenfasst: „Viele Leute wissen voneinander. Das ist das Besondere an Styrum.“
Jörg Marx vermutet auch in der „sozialen Struktur“ im Stadtteil einen Grund für die gemachte „Erfahrung, dass man etwas erreichen kann, wenn man zusammensteht“.
Max Schürmann, der seit über 20 Jahren in der Feldmann-Stiftung beschäftigt ist, weiß um das Image, das Styrum in Mülheim nach wie vor hat: „Das Bild, was viele Menschen von Styrum wahrnehmen, besteht aus Problemlagen der 60er und 70er Jahre. Die sind teils aber überwunden.“ Der Blick von außen, so scheint es, hat mit dem Selbstverständnis der Styrumer nur wenig gemein. „Die Leute identifizieren sich und hängen sich rein“, sagt Max Schürmann. Udo Marchefka vom Nachbarschaftsverein nennt die Styrumer „ein ehrliches Volk, hier wird nicht rumgedruckst“.
Styrumer für Styrumer
Das Engagement von Styrumern für Styrumer ist groß und vielfältig. Hier ein Überblick über Akteure im Stadtteil – jedoch ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit.
Sozialplaner Jörg Marx etwa hebt sofort den Einsatz der Willy-Brandt-Gesamtschule hervor. Deren Schüler gehen regelmäßig zu einer „aktivierenden Befragung“ zu Senioren. Auch das Team der städtischen Stadtteilbücherei im Gebäude der Gesamtschule – und allen voran Petra Sachse – sei unheimlich engagiert. Nicht vergessen dürfe man auch das Bildungsnetzwerk und die Interessengemeinschaft Styrum.
Anlaufpunkt ist der "Styrumer Treff"
Den Styrumer Geschichtsgesprächskreis nennt Max Schürmann als eine sehr aktive Gruppe, die sich in der Feldmann-Stiftung trifft und einen besonderen Blick auf diesen nördlichen Ortsteil Mülheims hat. Und, so Max Schürmann: „Der Styrumer Turnverein ist sehr breit aufgestellt.“ Ein Highlight im Stadtteil nennt er zudem das „Aquarius Wassermuseum“, das als Ankerpunkt der Route der Industriekultur viel für Styrum getan habe.
Anlaufpunkt ist auch der „Styrumer Treff“ am Rosenkamp. In diesem Arbeitslosen- und Arbeitssuchendenzentrum der KAB im Bistum Essen wird Raum zur Begegnung geboten und es werden Beratungs- und Informationsangebote gemacht.