Mülheim. .
Im Bürgerbus machen die Styrumer gerne mal einen Umweg. Da mag das Ziel in der entgegengesetzten Richtung liegen, die Leute steigen trotzdem ein. „Es gibt viele, die fahren die große Runde mit“, weiß Jörn Sellerbeck. Und damit ist auch ein anderer Satz des Fahrdienstleiters geklärt: „Ich kenne inzwischen die Krankengeschichte von halb Styrum.“
Der Bürgerbus Styrum, der die Straßen des Stadtteils anfährt, die sonst mit dem öffentlichen Nahverkehr nicht so gut zu erreichen sind, ist gerade für Senioren nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern auch kommunikativer Zeitvertreib. Trotzdem ist bei den Fahrgastzahlen noch Luft nach oben. Ab Montag, 10. Juni, hoffen die Vereinsmitglieder auf mehr Passagiere: Dann pendelt der Bürgerbus drei Stunden länger – bis 18 Uhr.
Die meisten fahren in Richtung Schloss Styrum
Regelmäßig treffen sich die Fahrer des Bürgerbusses in der Feldmann-Stiftung zum Erfahrungsaustausch und um die Fahrpläne der nächsten Monate zu besprechen. Diesmal gibt es viel zu bereden: Die Fahrdienste müssen laut MVG, der der Bus offiziell gehört, gleichmäßiger verteilt werden. „Damit alle Fahrpraxis haben“, sagt Werner Foerster-Baldenius, stellv. Vereinsvorsitzender und früher selbst MVG-Chef. Den Hinweis können die versammelten Fahrer nicht nachvollziehen; immerhin, sagt Wilfried Ternieden, sei der Bus – „toi, toi, toi!“ – unfallfrei unterwegs. „Und das bei den engen Straßen hier in Styrum!“
Und das bei rund 18.800 Kilometern, die seit der ersten Tour am 29. Oktober 2012 gefahren wurden. Bei jeder Schicht pflegen die Fahrer ihr Fahrtenbuch und damit die Statistik, so dass die Vereinsführung einen genauen Überblick über die Auslastung hat – und die, betont Vorsitzender Knut Binnewerg, „steigt stetig“. Mit 180 Fahrgästen ging es im ersten kompletten Fahrmonat November los, im Mai fuhren 344 Styrumer mit. Die meisten nutzten die Route gen Schloß Styrum: 57,76 % aller Passagieren steigen dort zu. „Auf der Route liegen die ganzen Geschäfte“, nennt Jörn Sellerbeck einen möglichen Grund. Mit 9,79 % war die Route Römerstraße am unbeliebtesten.
Höhere Auslastung durch verlängerte Fahrtzeiten?
Knut Binnewerg ist sicher: „Wenn wir in einer Strecke zwischen Feldmann-Stiftung und Schloss nur die Geschäfte abfahren würden, hätten wir mehr Passagiere.“ Aber nach rund sieben Monaten Fahrbetrieb will man die jahrelange Planung nicht gleich wieder über den Haufen werfen, will teure Haltestellen nicht gleich aufgeben. „Wir müssen Geduld haben und uns weiter als zuverlässig erweisen.“ Zudem hofft Knut Binnewerg, dass die verlängerten Fahrzeiten die Auslastung erhöhen.
„Ich bringe jede Woche eine Frau zum Kartenspiel in der Feldmann-Stiftung“, sagt Fahrer Walter Kutschkau. „Jetzt kann ich sie abends auch wieder nach Hause fahren.“
Falschparker – ein ständiges Ärgernis
Ein ständiges Ärgernis sind für die Bürgerbus-Fahrer Autos, die an ihren Haltestellen parken. Bisher klemmen sie Zettel unter die Scheibenwischer mit dem Hinweis, dass sie eine Bushaltestelle blockieren. „Die Zettel“, sagt Geschäftsführer Rainer Lamberti, „werden nachgedruckt.“ Einige Fahrer wünschen sich ein härteres Vorgehen, möchten in Bereichen, etwa an der „Union“, das Ordnungsamt einschalten. Der Vorstand ist noch skeptisch: „Wollen wir wirklich dieses Image haben?“ Bis Herbst soll nun abgewartet werden.
Der Styrumer Bürgerbus ist der erste in Mülheim. Gibt es andere Stadtteile, für den Sie sich solches ehrenamtliche Engagement wünschen würden? Könnte das die Lösung für Mintard sein? Ihre Meinung interessiert uns: Tel. 44 308 31, redaktion.muelheim@waz.de.